Die Europäische Kommission hat keine ausreichende Zustimmung der EU-Länder für eine erneute Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat für weitere zehn Jahre bekommen. Im November wird nun über die Erneuerung der Zulassung in einem Berufungsausschuss weiter diskutiert. WWF-Insektenschutzexperte Florian Lauer:
"Deutschland hat sich bei der entscheidenden Abstimmung über die Glyphosat-Wiederzulassung enthalten. Das ist eine Enthaltung gegen den Koalitionsvertrag, gegen die Menschen und gegen die Natur. Es hätte ein klares “Nein” Deutschlands in der Abstimmung gebraucht. Schließlich hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag einen Ausstieg aus der Glyphosatnutzung versprochen. Klimakrise, Artensterben und überschrittene Planetare Grenzen haben gezeigt, dass ein „Weiter so“ nicht mehr zeitgemäß ist.
Diverse Studien haben insbesondere für bodenlebende und im Wasser vorkommende Organismen zum Teil drastische Auswirkungen des Wirkstoffs Glyphosat und seiner Abbauprodukte nachgewiesen. Dennoch wurde die große Mehrheit dieser Studien nicht in der Bewertung berücksichtigt. Gleiches gilt für 11 Studien zur krebserregenden Wirkung von Glyphosat. Hier wurde in 10 Studien eine Entwicklung von Tumoren nachgewiesen. Die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stehen zudem im Widerspruch zur WHO, die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend einstuft.
Die Bewertungskriterien der EFSA müssen grundlegend überdacht werden. Aktuell werden auch Stoffe zugelassen, die bei der Mehrheit ihrer Anwendungsmöglichkeiten negative Effekte auf die Umwelt hatten. Im Fall von Glyphosat wurden für 12 Anwendungsmöglichkeiten ein hohes und langfristiges Risiko für Säugetiere gefunden, ohne dass sich das auf die Wiederzulassung ausgewirkt hat. Zusätzlich wurden bekannte Datenlücken zum ernährungsbedingten Risiko für Menschen und der Artenvielfalt nicht berücksichtigt. Eine Zulassung ohne einen klaren Ausschluss dieser Gefährdungen widerspräche damit dem Vorsorgeprinzip der EU.
Der WWF fordert ein klares Nein Deutschlands bei den nächsten Abstimmungen und ein Einhalten des Koalitionsvertrages.“