Berlin, 5.10.2023: Die Europäische Union ist beim Ausbau der Windkraft an Land und auf See nicht auf Zielkurs. Das zeigt der neue WWF-Report “Blowing in the Wind: State of play and projections for offshore and onshore wind energy in the EU”, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach wurden 2022 lediglich 16 Gigawatt an Windleistung zugebaut. Um das europäische Ziel von 42,5 Prozent erneuerbarer Energie bis 2030 zu erreichen, müsste der jährliche Zuwachs sich mindestens verdoppeln. Die Verfehlung wirkt noch einmal schwerer vor dem Hintergrund, dass sich die Mitgliedsstaaten mit dem Ziel von 42,5 Prozent erneuerbarer Energie bis 2030 lediglich auf ein Minimalziel einigen konnten. Ein entsprechend der Klimakrise angemessenes Ziel wäre jedoch ein Anteil von 50 Prozent.
„Wir brauchen deutlich mehr Rückenwind für den Ausbau Erneuerbarer, insbesondere bei der tatsächlichen Umsetzung von Ausbauzielen. Aktuell verzögert sich der Bau neuer Anlagen, weil zum Beispiel an Land keine Flächen in ausreichendem Maß zur Verfügung gestellt werden, Genehmigungsprozesse zu lange dauern oder weiterhin Probleme in der Lieferkette bestehen. Entscheidend werden die Vorgaben im Rahmen der EU-Erneuerbaren-Richtlinie sein”, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. “Der Naturschutz darf nicht als vermeintlicher Bremser ausgehebelt werden: Windenergieausbau und Naturschutz müssen Hand in Hand gehen. Wir brauchen auch künftig verlässliche Prüfstandards für die Umweltverträglichkeit.”
Auch gilt es, Investitionen massiv zu steigern. Denn 2022 wurden lediglich 17 Milliarden Euro in den Bau neuer Windenergie-Parks investiert, die niedrigste Summe seit 2009 und lediglich etwa ein Viertel dessen, was allein in Deutschland für klimaschädliche Subventionen ausgegeben wird. Die Ziele, die Offshore-Kapazitäten bis 2030 EU-weit um das Siebenfache zu erhöhen und die Onshore-Kapazitäten zu verdoppeln, lassen sich so nicht erreichen. So ist auch in Deutschland mit 3,9 Gigawatt aktuell erst etwa die Hälfte des jährlichen Ausbauziels für die Onshore-Windenergie erreicht. Das liegt auch daran, dass einige Bundesländer, wie etwa Bayern, nach wie vor an pauschalen Mindestabständen festhalten und Ziele aus dem Windenergieflächenbedarfsgesetz deutlich langsamer umsetzen als sie könnten und sollten.
Parallel braucht es eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz, um den Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch zu steigern. Zwingend notwendig ist zudem, die tatsächlichen Schadenskosten fossiler Energien durch einen angemessenen CO2-Preis sowie den Abbau klimaschädlicher Subventionen einzupreisen.