Kritik an erneuter MSC-Zertifizierung der Krabbenfischerei /WWF fordert mehr Schutz im Wattenmeer-Nationalpark und weniger Beifang

Die Krabbenfischerei an der deutschen, niederländischen und dänischen Nordseeküste hat erneut das MSC-Label erhalten, das eine nachhaltige Fischerei zertifizieren soll. Dies stößt auf Kritik des WWF, denn die Krabbenfischerei ist in ihrem heutigen Ausmaß nicht verträglich mit dem Schutz der Wattenmeer-Nationalparke und sie erzeugt zu viel Beifang von Jungfischen und wirbellosen Tieren. Dabei findet die Krabbenfischerei mit ihren Grundschleppnetzen fast flächendeckend in unter Naturschutz stehenden Gebieten statt, vor allem den Nationalparks. Es belastet die Glaubwürdigkeit des MSC, dass für seine Zertifizierungen keine höheren Ansprüche gestellt werden, wenn eine Fischerei in Meeresschutzgebieten stattfindet.

Prinzipiell begrüßt der WWF die Bemühungen der Krabbenfischerei um eine ökologische Zertifizierung. „Damit das Ökolabel überzeugend wird, muss die Krabbenfischerei aber mehr für die Natur tun“, fordert Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros. Zu einer nationalparkverträglich betriebenen Fischerei gehören auch fischereifreie Zonen. „Der erforderliche Schutz der Wattenmeer-Nationalparke und der anderen Meeresschutzgebiete lässt sich nur erreichen, wenn ein überwiegender Teil dieser Gebiete nicht mehr befischt wird und die Natur sich dort wieder frei entwickeln kann.“ Die heute verschwundenen Riffe der Sandkorallen müssen sich auf diese Weise im Wattenmeer ebenso wieder ansiedeln können wie Unterwasserwiesen des Seegrases oder fehlende Arten wie Katzenhai und Nagelrochen. Notwendig ist auch, die Menge des unerwünschten Beifangs erheblich und nachweisbar zu verringern.

Der WWF befürwortet zugleich eine regionale und nachhaltige Fischerei an der Nordseeküste: „Natürlich gehört die Krabbenfischerei zur Nordsee, doch sie kann und muss umweltverträglicher und eben nicht überall betrieben werden”, so WWF-Experte Rösner. Dies zeigt auch ein 2023 veröffentlichter Aktionsplan der EU-Kommission, der sich gegen die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten ausspricht. Krabbenfischerei, Politik und Naturschutz müssen zu dessen Umsetzung miteinander nach Lösungen suchen. Hans-Ulrich Rösner betont: „Eine zukunftsfähige Krabbenfischerei muss naturverträglich und klimaneutral sein, und das auf sozialverträgliche Weise. Der WWF ist überzeugt, dass dies gemeinsam zu schaffen ist.“

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz