Gestern Nacht ist es im informellen Trilog zwischen Kommission, Rat und Europäischem Parlament zu einem Kompromiss zur Naturwiederherstellungs-Verordnung (Nature Restoration Law) gekommen. Demnach soll der Umfang der Wiederherstellung natürlicher Lebensräume nun nicht, wie vom Parlament gefordert, auf bestehende Natura-2000-Schutzgebiete beschränkt werden. Das vieldiskutierte Nicht-Verschlechterungsgebot von Naturräumen wurde bedauerlicherweise stark ausgehöhlt. Glücklicherweise umfasst der Entwurf nun auch wieder Renaturierungsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Ökosystemen und die Wiedervernässung von Mooren. Doch für dieses Zugeständnis wurde mit der Option, die Verordnung unter bestimmten Voraussetzungen zu pausieren, ein hoher Preis bezahlt. Die Einigung muss nun vom Europaparlament und vom Rat bestätigt werden.
Der Referent für Naturschutzpolitik beim WWF Deutschland, Tobias Arbinger, kommentiert das Verhandlungsergebnis wie folgt:
„Wir sehen den Kompromiss mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Immerhin gab es eine Einigung, so dass die unverzichtbare Naturwiederherstellungs-Verordnung nun in greifbarer Nähe liegt. Andererseits wurde der Verordnungsentwurf sehr stark verwässert. Er ist weit von dem entfernt, was zur Rettung unserer natürlichen Lebensräume, zum Stopp des Artensterbens und zur Abfederung der Klimakrise erforderlich wäre. Doch ohne Einigung hätte sich Europa, deren Mitgliedsländer auf der Weltnaturkonferenz in Montreal entsprechende Verpflichtungen eingegangen sind, bis auf die Knochen blamiert. Angesichts des Umstands, dass in der EU 81 Prozent der natürlichen Lebensräume in schlechter Verfassung sind, muss endlich gehandelt werden. Nun besteht die Chance, wesentliche Fortschritte zur Wiederherstellung unserer zerstörten Natur in Europa zu machen – auch zum Wohle von uns Menschen, unserer Gesundheit und unseres Wohlstands. Wir appellieren jetzt an die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament: Nehmen Sie diese Trilog-Vereinbarung ohne Verzögerung an! Es geht um unverzichtbare Maßnahmen zur Bekämpfung der Klima- und Umweltkrise in Europa.“
WWF sieht Kompromiss mit lachendem und weinendem Auge
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Kolja Leoni
Pressesprecher für Biodiversität / Afrika & Südamerika / Wilderei / Sport-Partner / Berlin
- Bedrohte Arten