EU-Agrarausschuss verschließt Augen vor Niedergang der biologischen Vielfalt

Der Landwirtschaftsausschuss im europäischen Parlament hat heute mit 30 zu 16 Stimmen gegen den Entwurf des Naturwiederherstellungsgesetzes gestimmt, den die EU-Kommission vergangenen Sommer vorgestellt hatte.

Tobias Arbinger, Referent für Naturschutzpolitik des WWF Deutschland: „Die Entscheidung der Mehrheit des EU-Agrarausschusses ist kurzsichtig und unverantwortlich. Die Stärkung der biologischen Vielfalt durch Natur-Wiederherstellung stellt die Landwirtschaft nicht in Frage. Sie ist Voraussetzung, um dauerhaft Landwirtschaft betreiben zu können. Unsere Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten ist abhängig von Ökosystem-Dienstleistungen wie z.B. gesundem Wasser, gesunden Böden und der Bestäubung von Blütenpflanzen. Hierzu bedarf es einer weitgehend intakten Natur. Das Abstimmungsergebnis kommt aber nicht überraschend, läuft doch seit langem eine Kampagne gegen den Kommissions-Vorschlag. Mit ihrem Votum hat die Mehrheit der Abgeordneten die Augen vor den Problemen des rasanten Verlustes der Biodiversität verschlossen. Im Interesse des Gemeinwohls wäre hingegen gewesen, Lösungen zu finden, um die sich gegenseitig verstärkenden Probleme der Klimakrise und des Biodiversitätsverlust zu bewältigen. Probleme, die sich in den jüngsten Dürren in Frankreich und Spanien ebenso manifestieren, wie in katastrophalen Überschwemmungen. Es ist nun an den Kollegen und Kolleginnen des Umweltausschusses, für ein ehrgeiziges Gesetz zur Wiederherstellung der Natur zu stimmen.“

Das EU-Naturwiederherstellungsgesetzes ist ein zentrales Vorhaben der Europäischen Biodiversitätsstrategie. Es sieht beispielsweise die Wiederherstellung der Natur auf 20 Prozent der Land- und Meeresfläche Europas bis 2030 vor. Bis 2050 sollen sich alle renaturierungsbedürftigen Ökosysteme Europas auf dem Weg der Erholung befinden. Hierbei in Frage kommende Maßnahmen sind beispielsweise die Flussrenaturierung, die Wiedervernässung von Mooren, eine nachhaltige Landwirtschaft und der Waldumbau hin zu vielfältigen Mischwäldern. Derzeit sind 80 Prozent der geschützten Lebensräume Europas in einem schlechten Zustand.
 

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin

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