Gemeinsame Pressemitteilung des BUND Thüringen, der Wildtierland Hainich gGmbH, des WWF und des Thüringer Umweltministeriums

Im Rahmen des Projekts „Trittstein Thüringer Wald – die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland“ entsteht im Wildkatzendorf Hütscheroda ein Koordinationsgehege für Luchse. Mit diesem und einem Folgeprojekt soll im strategisch wichtigen Thüringer Wald ein Trittstein für die Vernetzung bisher voneinander isolierter Luchspopulationen etabliert werden.

Der Bau des Geheges erfolgt im Rahmen des gemeinsamen Projektes „Trittstein Thüringer Wald“ des BUND Thüringen, der Wildtierland Hainich gGmbH und des WWF Deutschlands und wird im Programm „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz umgesetzt. Dazu erklärt Umweltminister Bernhard Stengele: „Thüringen spielt nicht nur geographisch eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung des Luchses in Deutschland. Mit unseren zahlreichen Projekten im Bereich Forschung, Monitoring, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit haben wir die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des geplanten Luchswiederansiedlungsprojektes geschaffen. Ich freue mich, dass mit dem Bau des Geheges im Wildkatzendorf ein weiterer wichtiger Schritt für eine stabile Luchspopulation im Thüringer Wald und Mitteldeutschland gegangen wird.“

„Ich freue mich, dass das Gehege nun kurz vor der Fertigstellung steht. Damit sind wir in Thüringen das erste von mehreren Bundesländern, welches eine solche Anlage zur Vorbereitung von in Gefangenschaft geborenen Luchsen für ein Leben in der Natur bereitstellt“, erläutert Dr. Katrin Vogel, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich gGmbH. „Erste Bewohner werden die beiden Jungluchse sein, die im vergangenen Mai hier in Hütscheroda geboren wurden und aktuell noch in unserem Schaugehege zu sehen sind“, so Vogel weiter.

Mit diesem neuen Koordinationsgehege und dem schon bestehenden naturnahen Schaugehege wird das Wildkatzendorf Teil eines Netzwerkes aus Zoos und Wildgehegen, welches sich die Zucht geeigneter Luchse für Freilandprojekte auf die Fahnen geschrieben hat. In diesem neuen Gehege sollen in Gefangenschaft geborene Tiere ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen. Das Gehege wird für Besucher*innen nicht zugänglich sein.

„In unserem Vorgängerprojekt konnten wir auf der Grundlage eines systematischen Fotofallen-Monitorings eine Computersimulation entwickeln. Diese belegt, dass die natürliche Wiederbesiedelung des Thüringer Waldes ohne aktive Unterstützung auch in 25 Jahren unwahrscheinlich ist. Nun bereiten wir mit vielen Partnern die Auswilderung von Luchsen im Thüringer Wald vor. Dabei greifen wir einerseits auf in Gefangenschaft geborene Jungluchse und andererseits auf Wildfänge aus stabilen Populationen in Rumänien zurück“, erläutert Dr. Markus Port, Projektleiter beim BUND Thüringen.

Dr. Max Boxleitner, Projektleiter beim WWF Deutschland ergänzt: „In der Thüringer Bevölkerung trifft der Luchs auf viel Sympathie. In einer von uns in Auftrag gegebenen repräsentativen forsa-Umfrage fand sich mit 87 % eine breite Mehrheit für eine Wiederansiedlung von Luchsen in Thüringen. Im Thüringer Wald waren die Menschen im Mittel sogar noch positiver gegenüber dem Luchs eingestellt als der Thüringer Durchschnitt.“    

Hintergrund
Einst großflächig verbreitet, kommen Luchse heute in Deutschland nur in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: Dem Harz, dem Bayerischen Wald und dem Pfälzerwald. Ein Austausch von Tieren zwischen diesen Populationen findet derzeit nicht statt. Mit dem Projekt „Trittstein Thüringer Wald – Die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland“ treffen der BUND Thüringen, die Wildtierland Hainich gGmbH und der WWF Deutschland Vorbereitungen für die Schaffung einer Verbindung zwischen diesen Populationen. Das Projekt wird im Programm „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) umgesetzt und vom Thüringer Umweltministerium mit 677.000 Euro gefördert. In einem Folgeprojekt wird die eigentliche Auswilderung von Luchsen vorbereitet und durchgeführt. Partner dabei sind ThüringenForst, das Biosphärenreservat Thüringer Wald, die Universität Göttingen, der Landesjagdverband Thüringen, der Naturpark Thüringer Wald sowie zwei rumänische Partnerorganisationen, die ACDB (Asociaţia pentru Conservarea Diversităţii Biologice) und Romsilva.

In den Bau des Koordinationsgeheges für Luchse werden rund 340.000 Euro investiert. Die Anlage umfasst drei miteinander verbindbare Freigehege mit einer Gesamtfläche von rund 3.500 m2 und zwei Absperranlagen. Die Anlage ist für Besucher*innen nicht zugänglich und durch Verkleidung der Zaunanlagen optisch von den Wanderwegen um Hütscheroda getrennt. Durchgeführt werden die Baumaßnahmen von sieben größtenteils regional ansässigen Fachfirmen. Zu den Gewerken gehören unter anderem Tiefbauarbeiten, Zaunbau, Metallbauarbeiten, Elektrozaun und Garten- und Landschaftsbau.

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin für Wald, Biodiversität, Südamerika, Wildtiere in Deutschland / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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