Der WWF sieht in dem „Summit for a New Global Financing Pact“ eine große Chance, um einen neuen Kurs für das globale Finanzsystem anzustoßen. Zusammen mit Indien lädt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu dem Gipfel am Donnerstag und Freitag nach Paris ein. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz werden zahlreiche Staats- und Regierungsvertreter:innen teilnehmen, genauso wie Vertreter:innen von Zentralbanken und Finanzinstituten. Laut dem UN-Umweltprogramm werden die globalen Ziele zum Klimaschutz und biologischer Vielfalt unerreichbar sein, wenn die Investitionen in entsprechende Lösungen nicht zügig auf 384 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2025 ansteigen. Aktuell betragen sie nur 154 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Jochen Krimphoff, Sustainable-Finance-Experte beim WWF Deutschland, sagt: „Präsident Macrons Finanzgipfel kommt die entscheidende Bedeutung zu, den Impuls des Montreal-Kummings-Abkommens zum Schutz der Natur jetzt in das globale Finanzsystem zu leiten und den jahrelangen Knoten bei der Klimafinanzierung zu lösen. Der Verlust der biologischen Vielfalt und die Erderhitzung werden zunehmend zu einer erheblichen Finanz- und Preisinstabilität führen. Das globale Finanzsystem braucht jetzt den systemischen Anstoß, um ein Wirtschaften in den planetaren Grenzen zu fördern und die Gefahren der Klima- und Naturkrise für die Finanzstabilität für die Weltwirtschaft abzuwenden."
Der Pariser Finanzgipfel kann entscheidend dazu beitragen, eine neue Grundlage zur Finanzierung zu schaffen. Damit wird Fortschritt bei den wichtigen Konferenzen in den nächsten Monat wahrscheinlicher, etwa beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Neu-Delhi, dem UN-Climate-Ambition-Summit im September, der Weltklima-Konferenz in Dubai sowie den Jahrestagungen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) – und auch bei der nächsten Weltnaturschutzkonferenz im kommenden Jahr.
Um die Finanzmittel freizusetzen, die zum Erreichen der globalen Klima- und Naturziele benötigt werden, fordert der WWF die Teilnehmenden des Gipfels auf, Prioritäten zu setzen:
1. Die Reform der multilateralen Entwicklungsbanken, um die Finanzströme von schädlichen Aktivitäten weg und hin zu solchen zu lenken, die der Gesellschaft und der Umwelt zugutekommen. Die multilateralen Entwicklungsbanken müssen sich dem Pariser Abkommen und dem Rahmenwerk für biologische Vielfalt von Montreal-Kunming vollständig anschließen und ihre gemeinsame Erklärung zur Natur aus dem Jahr 2021 umsetzen. Die multilateralen Entwicklungsbanken müssen auch zur Beschleunigung privater Investitionen beitragen, indem sie kritisches Zuschusskapital und Entwicklungsfinanzierung bereitstellen, um Mittel von privaten Investoren zu mobilisieren.
2. Ein klares Bekenntnis zu fairen finanziellen Vereinbarungen zwischen Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens, einschließlich der Unterstützung innovativer Finanzierungsinstrumente wie der Länderpakete für Wälder, Natur und Klima. Diese versprechen, wirtschaftliche Anreize für die Länder des Globalen Südens zu schaffen, um weltweit die noch vorhandenen Kohlenstoffspeicher und die biologische Vielfalt zu schützen.
3. Fördern und Ausweiten von Schuldenlösungen, wie etwa Debt-for-nature-Swaps (Tausch von Schulden gegen Naturschutz) oder wirksam an Nachhaltigkeit geknüpfte Anleihen. Dies würde dazu beitragen, ein entscheidendes Ziel der von der Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, initiierten Bridgetown-Agenda zu erreichen, indem die nicht nachhaltige Schuldenlast, mit der die von der Klimakrise bedrohten, vulnerablen Länder konfrontiert sind, angegangen wird. Damit würde auch die wachsende Bedrohung der Schuldentragfähigkeit der Länder des Globalen Südens durch Klimakatastrophen anerkannt und die Finanzierung auf Klimaschutz und Naturschutz umgelenkt.
4. Fortschritte bei der Umlenkung der 5,9 Billionen Dollar an Subventionen für fossile Brennstoffe und der 1,8 Billionen Dollar für naturschädliche Aktivitäten. Es ist katastrophal, dass angesichts der doppelten Krise von Klima und Natur so viele Regierungen aktiv und passiv Steuergelder ausgeben, um das Problem zu verschärfen. Die G20-Staaten sollten ihrer Ankündigung nachkommen, klima- und umweltschädliche Subventionen bis 2025 abzubauen, und dazu erste Schritte einleiten: eine gemeinsame Definition und Erfassung der fossilen Subventionen. Sämtliche freiwerdende Mittel sind klar an den Erfordernissen der sozial-ökologischen Transformation auszurichten.
WWF fordert innovative Schuldenlösungen und Ende der Subvention fossiler Brennstoffe. Pariser Finanzgipfel muss Impuls ins Finanzsystem leiten.
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Julian Philipp
Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin
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