WWF: Situation an der Oder ist brenzlig

In dem von der Oder abzweigenden Gleiwitzer Kanal in Polen wurden größere Mengen toter Fisch gefunden. Die polnischen Behörden haben daraufhin eine Sauerstoffanreicherung des Wassers angeordnet. Tobias Schäfer, Fluss- und Gewässerreferent beim WWF Deutschland erklärt hierzu:

„Es ist ein alarmierendes Déjà-vu, wenn bereits zu Beginn des Sommers massenhaft tote Fische im Bereich der Oberen Oder gefunden werden. Zunächst ist wichtig, dass solche Meldungen die Öffentlichkeit früh erreichen, denn letztes Jahr war die Giftwelle schneller als der Informationsfluss. Der WWF begrüßt, dass polnische Behörden Maßnahmen gegen die akuten Ursachen für das Fischsterben im Gleiwitzer Kanal ergreifen. Der Vorfall zeigt, wie brenzlig die Situation ist. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius hat es vor wenigen Tagen auf der Oderkonferenz in Schwedt auf den Punkt gebracht: Es muss alles getan werden, um eine Wiederholung der Umweltkatastrophe vom letzten Sommer zu verhindern.

Kurzfristige Symptombehandlung ist in der akuten Situation richtig, allerdings wird dadurch das Problem nicht gelöst. Es muss darum gehen, die Gesundung der Oder als Flussökosystem voranzubringen und ihre Fähigkeit zur Selbstreinigung wieder zu stärken. Hier ist auf deutscher Seite vor allem das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, das bislang unbeirrt an seinen Ausbauplänen festhält. Der Ausbau wird den Zustand des Flusses nicht verbessern, sondern verschlechtern. Die Oder ist rein formal im Eigentum des Bundes. Daher liegt es vor allem in der Verantwortung des zuständigen Bundesverkehrsministers, die Revitalisierung des Flusses voranzutreiben und langfristig sicherzustellen. 

Der WWF fordert daher ein Moratorium für den Oderausbau. Wenn auf deutscher Seite gebaggert wird, werden die Ufer zur Großbaustelle, das Flussbett veröden, die Oder verliert an Selbstreinigungskraft. Die nächste Umweltkatastrophe wäre somit vorprogrammiert.“

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin

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