- Rund 7,5 Tonnen Lebensmittel gerettet, verkocht und verteilt
- WWF fordert gesetzliche verankerte Pflicht zur Halbierung von Lebensmittelabfällen bis 2030 vom Acker bis zum Teller
Berlin, 12. Juli 2023: Rund 1.000 Menschen lassen es sich am Abend in Berlin beim kostenlosen Dinner aus geretteten Lebensmitteln schmecken. Zum Aktionstag „restlos genießen“ mit abschließendem Abendessen hatte die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland eingeladen. Insgesamt retteten der WWF und zahlreiche Unterstützer:innen rund 7,5 Tonnen Lebensmittel. Übrig gebliebene Lebensmittel wurden nach dem Abendessen verteilt. In Deutschland gehen jährlich bis zu 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verloren. Das entspricht schätzungsweise einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs in Deutschland. Der WWF fordert von der Bundesregierung rechtlich verpflichtende Maßnahmen zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030, die entlang der gesamten Lieferkette greifen.
Die Community Kitchen München und der Nachhaltigkeits-Koch Thore Hildebrandt kochten im Laufe des Mittwochs aus den aussortierten Nahrungsmitteln ein vegan-vegetarisches 3-Gänge-Überraschungsmenü. Sie servierten ab 18 Uhr diverse Antipasti wie karamellisierten Chicoree oder Kartoffel-Käse-Bällchen, Pasta mit drei verschiedenen Saucen und zum Nachtisch, Kuchen, Obstsalat sowie Panna Cotta mit Beerensauce.
Bei sommerlichen Temperaturen informierte der WWF tagsüber gemeinsam mit vielen Unterstützer:innen darüber, wie Lebensmittelverschwendung vom Acker bis zum Teller entsteht – und was Politik, Wirtschaft und Verbraucher:innen dagegen tun können. An diversen Kochinseln konnten Neugierige aus geretteten Lebensmitteln Peto und Aufstriche herstellen oder mehr übers Fermentieren lernen. Auf dem Eröffnungspanel diskutierte unter anderem Renate Künast, B90/Die Grünen mit weiteren Gästen über politische Lösungsansätze.
Der WWF Deutschland appelliert an die Bundesregierung, mehr gegen Lebensmittelverschwendung zu tun: „Wir stecken mitten in der Klimakrise und müssen uns deshalb auch über die Zukunft unserer Ernährungssicherheit Gedanken machen. Dass wir ein Drittel unserer produzierten Lebensmittel wegwerfen, können wir uns nicht leisten. Wir brauchen deshalb eine gesetzliche Pflicht zur Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030. Das bedeutet: verbindliche Reduktionsziele sowie eine Berichtspflicht für alle Unternehmen entlang der Lieferkette“, sagt Elisa Kollenda, Referentin für nachhaltige Ernährung beim WWF Deutschland.
In den Blick nehmen muss die Bundesregierung auch Lebensmittelabfälle in der landwirtschaftlichen Produktion, der sogenannten Primärproduktion, fordert der WWF. Verluste, die vor, während und nach der Ernte oder der Aufzucht von Tieren entstehen, werden bisher nicht erfasst. Dazu gehören zum Beispiel Überschüsse, die daraus resultieren, dass Vertragslieferanten gewährleisten müssen, immer ausreichend Ware in “richtiger” Farbe, Form und Beschaffenheit liefern zu können. Auch Preisschwankungen führen dazu, dass es bei gefallenen Erzeugerpreisen für Landwirte kostengünstiger ist, unterzupflügen statt zu ernten.”
Koordiniert wurde die Lebensmittelrettung für den Aktionstag von der Community Kitchen München. Sie sammelten, unter anderem mit der Unterstützung von foodsharing e.V., überschüssige Lebensmittel ein auf dem Berliner Großmarkt, von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Umgebung, von Molkereien, von großen Supermärkten und kleineren Lebensmittelhändlern. Nach Angaben von Community Kitchen wurden für die Erzeugung der geretteten Lebensmittel ungefähr 7,3 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen.
Unterstützt wurde der WWF beim Aktionstag „restlos genießen“ von zahlreichen Organisationen und Menschen: Berliner Tafel e.V., Berliner Wasserbetriebe, Bio Planète, Community Kitchen München, Cuna, Deutsche Umwelthilfe, Eurogida, Foodsharing, GEO, Kaufland, Querfeld, NH Hotel, Restlos Glücklich, Sirplus, SPRK, Thore Hildebrandt, Too Good To Go, Quartier 205, Verbraucherzentrale Berlin e.V., Vytal, United Against Waste/Kompetenzstelle Außer-Haus-Verpflegung, Yumtamtam / EDEKA sowie viele weitere.