Familie Hopmann aus Schleswig-Holstein sind die WWF-Ostseelandwirte 2023

  • Hof Sandbek in Kappeln/Schleswig-Holstein reduziert betriebliche Gülle um 90 Prozent
  • Familie Hopmann setzt auf kreislauforientierte Landwirtschaft mit Selbstvermarktung

Berlin, 27.07.2023: Familie Hopmann aus Kappeln in Schleswig-Holstein erhält 2023 den Umweltpreis „WWF-Ostseelandwirt“. Die Umweltschutzorganisation zeichnet Landwirtinnen und Landwirte im Einzugsgebiet der Ostsee aus, die den Austrag von Nährstoffen in die Gewässer mindern und damit zum Schutz dieses Binnenmeeres beitragen. Die Ostsee ist stark mit Nährstoffen – vor allem Stickstoff und Phosphat – belastet. Die Hälfte von ihnen stammt immer noch aus der Landwirtschaft.

Seit 2020 baut Familie Hopmann ihren Betrieb Hof Sandbek Schritt für Schritt um von der hochspezialisierten und intensiven Schweinemast zum vielfältigen kreislauforientierten Öko-Betrieb mit Selbstvermarktung. Die Zahl der Schweine sank von 7000 auf 500. Allein dadurch reduzierte die Familie die betriebliche Gülle um 90 Prozent. Im Ackerbau trägt eine um Leguminosen, Zwischenfrüchte und Untersaaten ergänzte Fruchtfolge zum Rückhalt von Nährstoffen und zum Erosionsschutz bei. „Der Wandel von Hof Sandbek und der Mut, mit dem Familie Hopmann den Umbau angegangen ist, beeindrucken. Sie machen vor, wie sich die Diversifizierung eines Betriebes gleich auf mehrere Aspekte positiv auswirken kann: die Anpassung an den Klimawandel, den Umweltschutz und die wirtschaftliche Stabilität“, sagt WWF-Agrarexperte Michael Berger.

Familie Hopmann führt Hof Sandbek bereits in der sechsten Generation. „Wir sind stolz auf das, was wir mit Hof Sandbek in den letzten Jahren erreicht haben und sehen den Preis als Anerkennung und Motivation. Der schrittweise Umbau unseres Betriebs kostet viel Energie. Aber wir glauben, es lohnt sich wirtschaftlich wie ökologisch“, sagt Landwirt Dirk Hopmann.

Hintergrund Hof Sandbek:

Familie Hopmann bewirtschaftet auf Hof Sandbek 140 Hektar. Der Betrieb ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Neben Ackerbau und Schweinemast betreibt Familie Hopmann die Unternehmen BioBente (Bioladen und Lieferdienst), SchleiBeete (Marktgärtnerei) sowie einen Gewerbebetrieb zur erneuerbaren Energie-Erzeugung (Windkraft & PV). Der Betrieb ist seit Kurzem auf ökologische Landwirtschaft umgestellt und ist Mitglied im Anbauverband Bioland.

Besonders überzeugt hat die Jury die entschiedene Reduktion der Tierzahlen, die Nutzung von Nährstoffkreisläufen, eine erweiterte Fruchtfolge mit flächendeckenden Zwischenfrüchten und Untersaaten sowie Maßnahmen zum Erosionsschutz und zum Wasserrückhalt. Familie Hopmann zeigt mit Hof Sandbek, wie sich landwirtschaftliche Betriebe den Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise entgegenstellen können.

Hintergrund „Todeszonen“ in der Ostsee:

Laut Nitratbericht 2020 der Bundesregierung sind die deutschen Ostseegewässer vollständig eutrophiert, also überversorgt mit Nährstoffen. Über Flüsse in die Ostsee gespülte Düngemittel wie Nitrat und Phosphat fördern das Massenwachstum von Algen und Bakterien. Sterben diese ab, werden sie von Sauerstoff zehrenden Bakterien am Meeresgrund zersetzt. Es entstehen sauerstofffreie tote Bodenzonen. Die Nährstoffeinträge müssen also sinken. Sie tun dies zwar leicht, doch sind 826.000 Tonnen Stickstoff und 30.900 Tonnen Phosphor immer noch zu viel, so dass sich die Ostsee erholen könnte.

Hintergrund WWF-Ostseelandwirt:

Der WWF Deutschland vergibt den Preis zum siebten Mal national. Ausgezeichnet werden Landwirt:innen, die eine aktive Rolle im Kampf gegen die Überdüngung einzunehmen. Unter den Teilnehmenden finden sich sowohl kleine biodynamische Höfe als auch große konventionelle Betriebe. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert.

Informationen: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ostsee-landwirtin-des-jahres

Die nationale Jury vereint Landwirtschaft, Forschung und Naturschutz:

Dr. Susanne Werner, Bauernverband Schleswig-Holstein e.V.

Dr. Reinhold Stauß, in Rente, ehemals Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

Carolina Wegner, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern

Dr. Herwart Böhm, Thünen Institut für Ökologischen Landbau

Michael Berger, WWF Deutschland

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Ernährung, Landwirtschaft, Bergbau / Berlin

  • Mähdrescher auf dem Feld © Getty Images Landwirtschaft, die nachhaltig ist

    Die industrielle Landwirtschaft hat heute eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt. Mehr zum Thema Landwirtschaft