Passend zum Welt-Tigertag am 29. Juli hat Bhutan neue Bestandszahlen für die gefährdete Großkatze veröffentlicht. Demnach beherbergt der Himalaya-Staat derzeit 131Tiger – das sind 27 Prozent mehr als bei der Zählung 2015 mit 103 Tigern. Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland bezeichnete das Ergebnis als „höchst erfreuliche und mutmachende Entwicklung“. Gründe für den Erfolg sind laut WWF eine verbesserte Strafverfolgung, kommunal verankerte Tigerschutzprogramme und ein konsequenter Schutz der natürlichen Lebensräume. Als Hauptbedrohung für den Tiger werden weiterhin Wilderei, Habitatverlust und Mensch-Wildtier-Konflikte genannt.
Markus Radday, Tiger-Experte beim WWF Deutschland erklärt angesichts des Welt-Tigertages: „Wir gratulieren dem Königreich Bhutan zu diesem außerordentlichen Naturschutzerfolg. Ich hoffe, dass die neuen Zahlen Ansporn für die weltweiten Bemühungen sind, die Population der stark gefährdeten Großkatze auf ein stabileres Niveau zu bringen. Der allgemeine Trend zum Schutz des Tigers geht derzeit in die richtige Richtung, auch wenn die Herausforderungen weiterhin groß sind.“
Wichtige Hebel für das dauerhafte Überleben der Tiger in freier Wildbahn sind laut Radday das konsequente Vorgehen gegen die Wilderei und den illegalen Handel sowie ein stärkerer Fokus auf Lösungen für Mensch-Wildtier-Konflikte. „Mehr Tiger bedeutet natürlich auch potenziell mehr Konflikte. Daher ist es entscheidend für den langfristigen Erfolg des Tigerschutzes, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung vor Ort in den Tigerregionen ernst zu nehmen und ihnen die notwendige Unterstützung zu geben“, so Radday. „Tiger sind keine Kuscheltiere. Wir erleben derzeit in Deutschland, welche Konflikte die Rückkehr des Wolfes mit sich bringt. Ähnlich wie der Wolf, stellt auch der Tiger die Menschen in Bhutan in ihrem Alltag immer wieder vor Herausforderungen. Dieser Konflikt ist aber lösbar. Neben Entschädigungen für gerissene Nutztiere, tragen alternative Einkommensquellen dazu bei, die Akzeptanz für die Großkatze nicht kippen zu lassen.“
Für das Bestandsmonitoring wurden auf rund 85 Prozent der Landesfläche Bhutans 1201 Kamerafallen installiert. Über 15 Prozent der Kamerafallen fotografierten Tiger. Diese können anschließend anhand ihrer Streifenmuster identifiziert werden. Bhutan hält zudem den Weltrekord für die „höchstgelegenen Tigersichtungen“. Im Gebirge auf über 4.400 Höhenmeter wurden hier bereits Tiger nachgewiesen.
Der WWF ist in Bhutan durch den WWF Bhutan vertreten, der dort - mit Unterstützung des internationalen WWF Netzwerks - in Partnerschaft mit der Regierung und den Forstämtern des Königreichs Bhutan, der Wissenschaft und anderen NGOs an der kontinuierlichen Stärkung der Tigerpopulation arbeitet. Zentral ist hierbei, Lösungen für eine friedliche Koexistenz zwischen Wildtieren und Menschen zu finden. Dies ist auch ein Schwerpunkt eines achtjährigen Projekts in Bhutan, das mit Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) der deutschen Bundesregierung und des WWF Deutschland umgesetzt wird.