Mit Unterstützung des WWF Deutschland werden die Flüsse Pegnitz, Hühnerbach und Kleine Paar zukünftig wieder ein stückweit freier fließen können, ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Gewässerschutzziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie der EU-Biodiversitätsstrategie.
Für die Renaturierung dieser drei Flüsse setzen sich die Gewinner eines Rückbauwettbewerbs ein, den der WWF unter dem Motto „Werden Sie Flussbefreier“ Anfang des Jahres ausgerufen hatte. Mit Mitteln der Deutschen Postcode Lotterie werden die Renaturierungsmaßnahmen an den drei Flüssen mit jeweils 30.000 Euro teilfinanziert.
Querbauwerke wie Wehre, Abstürze oder Sohlschwellen zerschneiden Deutschlands Flüsse und Bäche. Meist behindern sie die Wanderung von Fischen, zerstören typische Flusslebensräume und verhindern den Transport von Geschiebe, dem natürlichen „Flussbaumaterial“. Über 200.000 solcher Querbauwerke in Fließgewässern gibt es in ganz Deutschland. Der WWF will das ändern: Unter dem Motto „Werden Sie Flussbefreier“ konnten sich bundesweit Kommunen, Besitzer von Kleinwasserkraftwerken und Verantwortliche aus der Wasserwirtschaft mit Vorschlägen für konkrete Rückbauprojekte bewerben.
Aus den Bewerbungen wählte eine 6-köpfige Jury nun drei Leuchtturmprojekte aus. Entscheidend für die Expert:innen waren hierbei etwa die Möglichkeit eines vollständigen Rückbaus der Barriere, das Vorkommen von Wanderfischen oder die Akzeptanz einer solchen Maßnahme vor Ort. „Der Rückbau von obsoleten Querbauwerken ist ein echter Biodiversitäts-Boost für unsere stark zerschnittenen Flüsse und ihr Umland, und wirkt sich letzten Endes auch positiv auf den Landschaftswasserhaushalt aus“, erklärt Dr. Ruben van Treeck, Projektverantwortlicher WWF-Referent für Fließgewässer. „Wir freuen uns sehr, die Vision gesunder, frei fließender Flüsse gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu teilen und voranzutreiben.“ Neben dem rein ökologischen Gewinn betrachtet der WWF die drei Gewinnerprojekte als Vorbilder im Kontext des jüngst vom EU-Parlament beschlossene Naturwiederherstellungsgesetz, welches das Ziel hat, Europa wieder ein Stück natürlicher und biologisch vielfältiger zu machen.
Die Gewinner des WWF-Rückbauwettbewerbs
Wehrrückbau am Hühnerbach in Bidingen: Der Hühnerbach ist ein 25 km langer Fluss im Allgäu. Er entspringt bei der Gemeinde Rettenbach am Auerberg im schwäbischen Landkreis Ostallgäu und verläuft von dort nach Norden in Richtung Bidingen bis er schließlich nach 25 Kilometern in die Gennach mündet. Das Gewässer wurde bis in die frühen 60er Jahre teilweise begradigt. Mit der Unterstützung durch die Wettbewerbsmittel kann die ökologisch beste Lösung, der komplette Rückbau eines nicht mehr genutzten Mühlenwehrs, sowie ein großräumiges Renaturierungskonzept umgesetzt werden.
Umbau der Stauanlage Hainbronn an der Pegnitz: Die Pegnitz ist ein klassischer Mittelgebirgsfluss in Franken. Ihre Quelle befindet sich in der Stadt Pegnitz am Osthang des Schloßbergs. Nach einem fast 113 Kilometer langen Lauf vereint sie sich in Fürth mit der linken Rednitz zur Regnitz. Unter anderem wegen der vielen Querbauwerke und Sedimenteinträgen aus der Landwirtschaft wird der ökologische Zustand des Gewässers als „mäßig“ eingestuft. Trotzdem gibt es hier noch diverse ökologisch anspruchsvolle Fischarten wie Äsche, Bachforelle, Döbel oder Mühlkoppe. Die rückzubauende Stauanlage, ein ökologisch nicht durchgängiges Wehr im Besitz der Stadt Pegnitz, liegt im Oberlauf, etwas südlich der Stadtgrenze..
Einsatz für die Kleine Paar nördlich von Augsburg: Die Kleine Paar ist ein 26,5 km langer rechter Nebenfluss der Friedberger Ach in Bayern. Sie entspringt bei Osterzhausen (Pöttmes) am Fuß des Posteig und mündet nach einem Verlauf Richtung Norden schließlich in die Friedberger Ach, die nach nur 300 Metern in die Donau fließt. Der Lauf der Kleinen Paar wurde begradigt, weswegen sich die Kleine Paar deutlich eingetieft hat. Der ökologische Zustand der Kleinen Paar wird als „unbefriedigend“ eingestuft, was u.a. an der Verschlammung und Eutrophierung des Gewässers sowie der fehlenden Durchgängigkeit und Gewässerlebensräume liegt. Regionale Akteure bemühen sich bereits seit Jahren um eine Wiederbelebung des Alpenvorlandbaches. Bisher wurden zehn Sohlschwellen in den Gemeinden Baar und Holzheim umgebaut. Die Maßnahmen wurden von vielen freiwilligen Helfern, den Fischereivereinen, den Gemeinden sowie von privaten Spendern unterstützt. Der geplante Umbau einer Sohlschwelle nördlich von Baar in eine Schüttrampe ist die komplizierteste und teuerste Maßnahme von allen. Wenn sie durchgängig wird, werden die bisherigen Maßnahmen ökologisch miteinander verbunden.