Zum Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos schlägt der jährliche Circularity Gap Report Alarm: In den vergangenen Jahren ist die globale Kreislaufwirtschaft auf 7,2 Prozent geschrumpft, wie Circle Economy zusammen mit Deloitte Group zeigt.
Zu dem Ergebnis sagt Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland: "Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel, um Klimakrise und Verlust der Artenvielfalt gleichzeitig einzudämmen. Deswegen ist es erschreckend, wie groß die weltweite Lücke zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, obwohl ihre Bedeutung von der Politik und Unternehmen immer wieder in das Schaufenster gestellt wird. Und es ist dramatisch, dass diese Lücke größer wird, weil wir immer mehr Ressourcen dem Planeten entnehmen, sie viel zu kurz nutzen und wegwerfen. Wir sind auf dem falschen Weg. Die Botschaft des Reports ist deutlich: Wir müssen vom Reden ins Machen kommen."
Der Circularity Gap Report fordert, dass die weltweite Ressourcenentnahme um 30 Prozent verringert werden muss, um das Überschreiten der planetaren Grenzen umzukehren. Der Report ermittelt dabei, dass wir unsere wichtigsten gesellschaftlichen Bedürfnisse - wie Ernährung und Wohnen - mit nur 70 Prozent der Materialien erfüllen könnten, die wir derzeit verbrauchen.
"Die Kreislaufwirtschaft verändert die Art und Weise, wie wir mit wertvollen Ressourcen umgehen. Mit ihr verbrauchen wir weniger, nutzen Sachen länger, verwenden sie wieder und erhalten ihre Bestandteile. In allen Wirtschaftsbranchen und Sektoren müssen wir die Elemente der Kreislaufwirtschaft zügig steigern", sagt Rebecca Tauer. Auch in Bezug auf Versorgungsrisiken und Engpässen sorgt eine Kreislaufwirtschaft für Sicherheit und Unabhängigkeit.
"Jedes Material und Produkt, das wir im Kreislauf halten, verringert unsere Abhängigkeit von Importen – auch aus kritischen Staaten. Die Bundesregierung braucht eine umfassende und konsequente Kreislaufwirtschaftsstrategie, um ihren Anteil für das Erhöhen der weltweiten Zirkularitätsrate zu leisten. Beim Entwickeln der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie sollte sie sich fragen: Welche Wirtschaftssektoren sind besonders relevant für die Kreislaufwirtschaft? Welche Rohstoffe sind kritisch? Welche Transformationspfade führen zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft in Deutschland? Darauf basierend müssen alle relevanten Strategien und Programme durch Zusammenarbeit mit den relevanten Ministerien und den Ländern harmonisiert werden. Für weitere lückenhafte Flickenteppiche und unkonkrete Ziele bleibt angesichts der Klimaerhitzung, des Biodiversitätsverlustes und des hohen Ressourcenverbrauchs kein Spielraum mehr", sagt Tauer.
Hintergrund
Circle Economy veröffentlicht regelmäßig die globale Kennzahl für Kreislaufwirtschaft, die den Zustand der Weltwirtschaft misst. In diesem Jahr unterstützt zum ersten Mal Deloitte die Erhebung. Der Circularity Gap Report ergab in den Jahren 2021 und 2020, dass die globale Wirtschaft nur zu 8,6 Prozent zirkulär ist. Im Jahr 2019 waren es noch 9,1 Prozent. Die Kreislaufwirtschaft ist weltweit tendenziell rückläufig. Die Initiative bringt sektorübergreifende Interessenvertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen zusammen, um den Jahresbericht zu erarbeiten und zu bewerten. Der WWF unterstützt die Initiative als Partner.
Zusammen mit Öko-Institut, Fraunhofer und FU Berlin erarbeitet der WWF Deutschland im Moment das „Modell Deutschland Circular Economy“, ein umfassendes Bild einer deutschen Kreislaufwirtschaft. Das Modell wird aufzeigen, welche Circular-Economy-Maßnahmen zu deutschen Klimaschutzzielen, zum Ressourcen- und Biodiversitätsschutz und zu volkswirtschaftlichen Zielen wie Rohstoffsicherheit beitragen können und mit welchen Politikinstrumenten sie am effektivsten umgesetzt werden können. Zudem werden die Kosten für Umbau und Investitionen abgebildet. Aktuelle Übersicht zum „Modell Deutschland Circular Economy“.
WWF: "Es ist erschreckend, wie groß die weltweite Lücke zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ist. Wir sind auf dem falschen Weg."
Kontakt
Julian Philipp
Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin
- Bedrohte Arten