Lützerath hat keinen Einfluss auf Versorgungssicherheit
Anlässlich der heute begonnenen Räumung für den geplanten Abriss des Dorfes Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier bekräftigt der WWF Deutschland seine Kritik am vorläufigen Festhalten der Bundesregierung an der Kohleverstromung. Die Stromversorgung in Deutschland ist nach aktueller Studienlage zufolge auch ohne russische Energielieferungen, trotz Atomausstiegs und unter Berücksichtigung des vorgezogenen Kohleausstiegsdatums 2030 gewährleistet. Die Kohle unter Lützerath zu verstromen, ist somit auch in Zeiten der Energiekrise nicht notwendig. Hinzu kommt, dass die dortigen Kohlevorkommen ohnehin erst in einigen Jahren verfügbar wären und somit keine Lösung für die aktuelle Krise darstellen würden.
Eine aktuelle Studie von Aurora Energy Research kommt überdies zu dem Schluss, dass der „RWE-Deal“ der Bundes- und NRW-Landesregierung nicht notwendig gewesen sei und die Kohle unter Lützerath nicht gebraucht werde. Die Analyse zeigt, dass es mit dem Deal in den kommenden Jahren sogar zu deutlichen Mehremissionen kommen könnte, anders als von der Bundesregierung behauptet. Dadurch läuft auch der Energiesektor Gefahr, seine Klimaziele nicht zu erreichen - bis 2030 könnte somit deutlich mehr CO2 emittiert werden. Aufgrund erhöhter Kohleverstromung sind die Emissionen des Energiesektors bereits 2022 trotz niedrigeren Energieverbrauchs angestiegen. Zudem könnte es demnach aufgrund von etwa steigenden CO2-Preisen und einer sinkenden Profitabilität ohnehin bis 2030 zu einem Ausstieg aus der Braunkohle kommen.
„Es geht beim Klimaschutz nicht nur um die Frage des endgültigen Kohleausstiegsdatums, sondern auch darum, wie viel Kohle bis zu diesem Datum verstromt wird. Die Studienlage weist darauf hin, dass der Abriss von Lützerath für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit und der Bewältigung der fossilen Energiekrise nicht notwendig ist. Die Kohle bei Lützerath muss im Boden bleiben. Die Verbrennung zusätzlicher Kohle hätte Mehremissionen zur Folge, die wir uns nicht erlauben können: Die Klimaziele können nur durch eine tatsächliche Reduzierung der Kohlemengen eingehalten werden.“
Viviane Raddatz, Fachbereichsleiterin für Klimaschutz- und Energiepolitik beim WWF Deutschland
Der WWF fordert einen mit der 1,5-Grad-Grenze kompatiblen bundesweiten Kohleausstieg bis 2030 so schnell wie möglich rechtlich bindend festzulegen. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, betont Raddatz weiter. „Die Bundesregierung darf die Klimakrise nicht in der fossilen Energiekrise hintenanstellen. Die Lösung liegt im Energieeinsparen sowie dem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Denn nur erneuerbare und naturverträgliche Energien wie Wind und Sonne können uns aus der aktuellen Krise führen und uns von den teuren und schmutzigen fossilen Energien unabhängig machen. Mehr Kohle kann nicht die Lösung für eine Krise sein, die durch fossile Energien und den verschleppten Ausbau der Erneuerbaren entstanden ist.“
Hintergrund:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Führung von Bundesminister Robert Habeck (Grüne) Habeck, der Energiekonzern RWE sowie die zuständige NRW-Landesministerin Mona Neubaur (Grüne) hatten sich im Oktober darauf verständigt, den Kohleausstieg im Rheinischen Revier von 2038 auf 2030 vorzuziehen. Zugleich erklärten sie, die Versorgungssicherheit in der aktuellen Energiekrise stärken und dafür zwei RWE-Kraftwerksblöcke, die Ende 2022 abgeschaltet werden sollten, bis zum 31. März 2024 am Netz lassen zu wollen. Insgesamt sollten damit laut BMWK 280 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden, da bis 2038 ursprünglich eine doppelt so hohe Förderung geplant gewesen sei. Allerdings werden durch die Regelung mindestens weitere 280 Millionen Tonnen emittiert. Durch die Vereinbarung sollen einige Ortschaften erhalten bleiben, während Lützerath weichen muss. Die Räumung hat heute begonnen.
Jelena Admoni Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin
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