Erforderlich seien neben der Absenkung menschlicher Einleitungen in die Oder unter strenger Auslegung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ein sofortiger Ausbaustopp, Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit und zur Renaturierung des Flusses. „Hierbei muss ein ähnliches Tempo an den Tag gelegt werden, wie es derzeit beim Ausbau von Infrastrukturvorhaben gefordert wird. Wir brauchen ein Deutschland-Tempo für den Umwelt- und Naturschutz an Deutschlands Flüssen und Meeren“, sagte Dr. Finn Viehberg.
Als Ursache der Umweltkatastrophe in der Oder gilt ein Zusammenwirken von hohen Wassertemperaturen, hoher Salzbelastung und der besonderen Nährstoffsituation, die in der Summe zum explosionsartigen Wachstum einer Algenart geführt hatten, die dann Giftstoffe freigesetzt hat. „Es handelt sich um eine Belastung des Flusses durch legale und illegale Einleitungen, die andauert. Angesichts der Klimakrise, der damit einhergehenden Trockenheit und fehlenden Wassermengen in der Landschaft sollte uns bewusst sein, dass sich ein solches Fischsterben nicht nur in der Oder, sondern auch anderswo in Deutschland und Europa erneut ereignen kann. Zur Stärkung der Widerstandkraft der Flüsse sind naturbasierte Lösungen gefragt. Hierzu zählt zum Beispiel die Wiederanbindung von Flussauen, die sich positiv auf Artenvielfalt, Gewässergüte und Wasserhaushalt auswirkt“, sagte Dr. Viehberg.
Im Hinblick auf die Oder hatte der WWF gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Aktionsbündnisses lebendige Oder zudem den Stopp der laufenden Ausbauarbeiten der Grenzoder auf polnischer Seite gefordert, durch den die Selbstreinigungskraft des Flusses weiter abnimmt und seine Widerstandsfähigkeit geschwächt wird. „Deutschland hat diesen Ausbau in einem Abkommen von 2015 gemeinsam mit Polen beschlossen. Wir appellieren an das Bundesverkehrsministerium, von den Plänen Abstand zu nehmen und dazu mit Polen in Verhandlungen zu treten.“
Hintergrund: Der WWF Deutschland ist Mitglied des „Aktionsbündnis lebendige Oder“, in dem sich zehn deutsche Umwelt- und Naturschutzorganisationen zusammengeschlossen haben. Länderübergreifend haben sich deutsche, polnische und tschechische Umweltorganisationen im Bündnis „Zeit für die Oder“ zusammengeschlossen. Link: www.saveoder.org