Der Wissenschaftsausschuss der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) hat heute zum ersten Mal eine Warnung über das unmittelbar bevorstehende Aussterben einer Art veröffentlicht. Der Vaquita, der kleinste Wal der Welt, droht mit nur 10 verbleibenden Individuen bald von der Erde zu verschwinden. Seit Jahren sterben die Tiere als Beifang in der illegalen Totoaba-Fischerei im Golf von Kalifornien, Mexiko. Der WWF fordert ein strengeres Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität, illegale Fischerei und den illegalen internationalen Handel mit Totoaba-Schwimmblasen.
„Vaquitas sind die am stärksten bedrohten Meeressäuger der Welt. Sie können nicht gefangen, gehalten oder nachgezüchtet werden. Ihr Verschwinden ist ein tragisches Beispiel dafür, wie die organisierte Umweltkriminalität das Artensterben befeuert“, erklärt Heike Zidowitz, Meeresartenschutz-Expertin beim WWF Deutschland.
Der Grund für das drohende Aussterben des Vaquitas ist die Fischerei auf den Totoaba, ein zwei Meter langer, barschartiger Fisch. Er kommt ebenfalls nur im Golf von Kalifornien vor und ist gefährdet, Fang und Handel sind verboten. Doch die Schwimmblasen sind ein begehrtes Mittel in der Traditionellen Chinesischen Medizin und eine teure Delikatesse. Am Schwarzmarkt erzielen sie höhere Preise als Gold und Kokain. Daher werden Totoabas noch immer illegal gefangen. Die Vaquitas können die dafür aufgestellten Kiemennetze nicht orten und verenden darin. Zum Schutz der kleinen Wale hat die mexikanische Regierung eine sogenannte „Null-Toleranz-Zone“ eingerichtet, in denen das Befahren und Fischen verboten ist. Doch trotz Verbesserungen werden auch hier immer wieder Verstöße gemeldet.
„Umweltkriminalität steht auf Platz drei der lukrativsten illegalen Geschäfte weltweit. Um die letzten Vaquitas zu retten, muss die mexikanische Regierung noch härter gegen die illegale Fischerei und die organisierte Kriminalität vorgehen. International muss der Schmuggel mit den Schwimmblasen gestoppt werden. Dafür kommt es vor allem darauf an, den Absatzmarkt in China auszutrocknen und die Schmuggelrouten zu schließen. Mexiko darf nicht zulassen, dass der Vaquita vor unseren Augen ausstirbt“, so Heike Zidowitz.
Der WWF begrüßt daher den Vorstoß des Wissenschaftsausschusses der IWC. Er sendet mit der Aussterbe-Warnung ein schrilles Signal der drohenden Ausrottung ins allgemeine Bewusstsein. Das Gremium reiht sich damit gemeinsam mit dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) in die internationalen Foren ein, die den Druck auf die mexikanische Regierung für eine strikte Umsetzung vorhandener Maßnahmen erhöhen.
Vom Ende der illegalen Fischerei und der organisierten Kriminalität würde der gesamte Lebensraum profitieren. Mexiko ist eines der artenreichsten Länder der Welt. Das Ökosystem im Golf von Kalifornien ist einzigartig und beheimatet viele Arten, die nur dort vorkommen. Neben der illegalen Fischerei belasten Pestizideinträge und der abnehmende Zufluss von Frischwasser den Golf.