Insbesondere jüngere Altersgruppen nehmen in Deutschland mehr Zucker zu sich als wissenschaftlich empfohlen. Zum internationalen Weltgesundheitstag (7. April) appelliert die Umweltschutzorganisation WWF daher an die Ampelkoalition, die im Koalitionsvertrag vereinbarten ernährungspolitischen Vorhaben ohne Abstriche umzusetzen. Dazu zählt neben der geplanten Ernährungsstrategie insbesondere das Gesetzesvorhaben zur Beschränkung von an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung. „Die Menschen in Deutschland verdienen eine gesunde, soziale und ökologische Ernährungsumgebung. Die Bundesregierung muss jetzt liefern, Gesundheit geht vor Lobbyinteressen“, sagt Elisa Kollenda, Referentin für nachhaltige Ernährung bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland.
Gesundheitliche, soziale und ökologische Ernährungsaspekte gehen Hand in Hand. Deswegen befürwortet der WWF die geplante gesetzliche Beschränkung von Werbung im Umfeld von Kindern für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz. Rund 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder im Internet und TV wahrnehmen, bezieht sich auf Fastfood, Snacks und Süßigkeiten. 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig, davon knapp sechs Prozent adipös.
Verzehrstudien zeigen, dass vor allem jüngere Altersgruppen bei der Zuckeraufnahme deutlich über der gemeinsamen Empfehlung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegen. Diese empfehlen für Erwachsene pro Tag die Zufuhr von maximal 50 Gramm freiem Zucker. Für Kinder liegt die Empfehlung bei maximal 25 Gramm pro Tag.
Berechnungen der Universität Hamburg zufolge belaufen sich die gesamten direkten und indirekten Kosten der Adipositas in Deutschland auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr. „Den Gewinnen einzelner Lebensmittelunternehmen stehen massive finanzielle Belastungen zum Beispiel bei den Krankenkassen gegenüber. Und die tragen wir Bürgerinnen und Bürger. Das darf die Bundesregierung nicht länger tolerieren“, so Kollenda vom WWF.