Panama City, 20.11.2022: Eine gute Woche für Haie und Rochen und wiederkehrende Diskussionen zum Thema Elefanten: Zur Halbzeit der CITES-Konferenz (Convention on International Traden in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) in Panama zieht der WWF eine vorsichtig optimistische Zwischenbilanz. Dr. Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland sagt: „Übernutzung ist der zweitgrößte Treiber der Artenkrise, in den Meeren sogar der größte. Umso nötiger ist die Zusammenarbeit und der Wille der CITES-Mitgliedsstaaten, den Handel mit bedrohten Tieren und Pflanzen so zu regulieren, dass Übernutzung verhindert wird. Erste Vorentscheidungen, wie die zu Haien und Rochen, verbreiten schrittweise Hoffnung.“ Noch ist es aber zu früh um die Konferenz als Erfolg zu werten: Am Donnerstag und Freitag (24. und 25. November) müssen alle vorher getroffenen Entscheidungen noch im Plenum bestätigt werden. Köhncke sagt: „Auf der CITES-Konferenz kommt es jetzt darauf an, dass die Mitgliedsstaaten das hohe Ambitionslevel beibehalten und sich nicht noch umstimmen lassen.“
Einen Gänsehautmoment erlebten Artenschützer:innen bei der heftig diskutierten Abstimmung zu Haien und Rochen. Eine Mehrheit der Staaten sprach sich dafür aus, dass 54 Arten aus der Familie der Grundhaie, sechs Arten von Hammerhaien, 37 Arten von Geigenrochen sowie drei Seegurkenarten auf Anhang II des CITES-Abkommens aufgenommen werden. Wird die Abstimmung zum Ende der CoP (Conference of Parties) bestätigt, dürfen die gesamten Familien der Grund- und Hammerhaie nur noch legal und nachhaltig gehandelt werden. So dürfen die Bestände der Haie und Rochen beispielsweise nicht durch die Entnahme gefährdet werden. Köhncke sagt: „Es gibt bisher kaum ganze große Artengruppen, die durch das CITES-Abkommen geschützt werden. Hier in Panama bahn sich also eine historische Entscheidung für die Gesundheit der Meere an. Das macht Hoffnung für schwindende Hai- und Rochenbestände. Doch hinter den Kulissen wird hier weiter verhandelt. Den großen Luftsprung machen wir erst, wenn das Ergebnis bestätigt wurde.“
Im Streit um Afrikanische Elefanten bleibt der Status Quo bestehen, was als vorläufiger Sieg für die Rüsselträger gewertet werden kann. Demnach bleibt der Handel mit Elfenbein verboten. Der WWF begrüßt diese Entscheidung. Köhncke sagt: „20.000 Elefanten werden in Afrika jedes Jahr Opfer von Wilderei. Eine Öffnung der internationalen Elfenbeinmärkte würde die Zahl wahrscheinlich steigen lassen. Einige Elefantenbestände könnte das ins lokale Aussterben treiben. Afrikanische Savannenelefanten sind stark gefährdet, Waldelefanten gar vom Aussterben bedroht - in einigen Regionen sind ihre Bestände bis zu 80 Prozent zurückgegangen.“ Ebenfalls entschieden wurde, dass Elefanten aus Südafrika, Botswana, Namibia und Simbabwe nicht wie von Staaten aus Zentral- und Westafrika gefordert von Anhang II auf den strengeren Anhang I des Abkommens hochgestuft werden. Da deren Elfenbein ohnehin bereits wie Anhang I behandelt wird und der kommerzielle internationale Handel damit verboten ist, hätte diese Hochstufung nicht nur wenig Wirkung auf den Elfenbeinhandel gehabt, sondern durch die Möglichkeit der Vorbehalte einzelner Staaten sogar möglicherweise neue Möglichkeiten legalen Elfenbeinhandels geschaffen.
Hintergrund:
Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Traden in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) reguliert seit 1973 den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und ist eines der bedeutendsten internationalen Naturschutzabkommen. Über 180 Vertragsstaaten beraten noch bis zum 25.November in Panama City, Panama auf der 19. CITES-Vertragsstaatenkonferenz.