Die Nachfrage nach Mineralien, die für den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen und Batteriespeichern erforderlich sind, ließe sich durch neue Technologien, Kreislaufwirtschaftsmodelle und Recycling bis 2050 um bis zu 58 Prozent senken. Somit ließen sich mögliche Engpässe der Mineralien-Versorgung vermeiden, ohne dass in der Tiefsee eine neue, schädliche Rohstoffindustrie entsteht. Zu diesem Ergebnis kommt die vom WWF Norwegen beauftragte Studie „The Future Is Circular: Circular Economy and Critical Minerals for the Green Transition“.
„Teile der Bergbauindustrie und ihre Investoren versuchen, die Besorgnis angesichts der Klimakrise umzumünzen, um bald mit Mineralien aus der Tiefsee Profit zu machen. Unsere Analyse liefert ein datengestütztes Gegenargument. Wir müssen dringend von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umsteigen, aber nicht auf Kosten riesiger, unberührter Tiefsee-Ökosysteme, die zudem als Kohlenstoffsenke fungieren. Strategien, die auf Kreislaufwirtschaft und Innovation beruhen, sind praktikable Alternativen zur Ausbeutung wertvoller Naturräume“, sagt Tobias Kind-Rieper, Globaler Leiter Bergbau und Metalle beim WWF Deutschland.
Die Nachfrage nach allen untersuchten kritischen Mineralien - Nickel, Mangan, Kobalt, Kupfer, Platin, Lithium und Seltene Erden – lässt sich durch den Einsatz neuer Technologien um 30 Prozent drosseln. Besonders bemerkenswert sind die Einsparungen bei Kobalt, Nickel und Mangan, wo 40-50 Prozent des Mineralienbedarfs durch die Umstellung auf Technologien wie Festkörper- oder Eisenphosphatbatterien reduziert werden können. Bei den Seltenen Erden, die aufgrund ihres begrenzten Angebots oft als die wichtigsten Mineralien angeführt werden, ließe sich der Bedarf um 20 Prozent senken.
Modelle der Kreislaufwirtschaft können die Erfordernis um weitere 18 Prozent verringern. Kurzfristig, bis zum Jahr 2030, kann dies über eine verlängerte Lebensdauer von elektronischen Geräten wie Smartphones, Haushaltsgeräten oder Computern erreicht werden. Weil die Vorräte an kritischen Mineralien wachsen, kann Recycling einen immer größeren Teil der Nachfrage befriedigen. Im Jahr 2050 lässt sich wahrscheinlich der gesamte neue Mineralienbedarf durch eine Kreislaufwirtschaft abdecken.
Für die kurz- und mittelfristige Nachfrage würden laut Analyse auch bestätigte und technisch realisierbare terrestrische Mineralreserven ausreichen. Der WWF betont, dass dies mit Hilfe von Richtlinien und Standards zur sozialen und ökologischen Verantwortung, wie der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA), bewerkstelligt werden muss.