Berlin, 30.3.22: Der März 2022 markiert einen bedenklichen Minusrekord: Er zählt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zu den trockensten seit Beginn der kontinuierlichen Wetteraufzeichnung 1881. Mit aufgerundet 20 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fiel er deutlich zu trocken aus und erreichte nur 35 Prozent des Solls der Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (Pressemitteilung DWD 30.3.22). Daran wird einmal mehr deutlich, welche massiven Auswirkungen die Klimakrise auch in Deutschland längst hat. Der WWF Deutschland fordert die Bundesregierung auf, Maßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushalts deutlich mehr Gewicht zu geben.
Johann Rathke, Koordinator für Agrar- und Landnutzungspolitik beim WWF sagt: „Alles weist leider darauf hin, dass extreme Trockenheit aufgrund des Klimawandels zu einem Dauerthema wird. Das langanhaltende Ausbleiben von Niederschlägen und die Austrocknung der Landschaft werden immer mehr zum Problem. Auch die Frühjahrstrockenheit nimmt zu, bei der der Regen in einer Zeit fehlt, in der die Vegetation besonders auf ihn angewiesen ist.
Viele unserer Ökosysteme weisen aufgrund von Wassermangel bereits gravierende Schäden auf. Selbst in Flussauen sinken die Grundwasserspiegel, zahllose Kleingewässer trocknen aus, Amphibien wie die Rotbauchunke und andere Arten schwinden. Wir merken dies auch in unseren Projektregionen wie zum Beispiel an der Elbe und in der Uckermark.
Trockenheit setzt auch unseren Wäldern zu und macht sie anfällig für Schädlinge. Vielerorts wächst gerade wieder die Sorge vor Waldbränden. Auch die Landwirtschaft leidet unter langen Trockenphasen. Wir haben es hier nicht mit Wetterkapriolen, sondern mit langfristigen Veränderungen und mit einer Verknappung der lebensspendenden Ressource Wasser zu tun. Dieser Gefahr muss die Bundesregierung mit mehr Nachdruck begegnen.
Es ist erforderlich, neben dem Klimaschutz auch die Klimaanpassung voranzubringen. Hier braucht es vor allem eine Strategie zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts in Deutschland, die neben extremen Witterungsereignissen eine gewässerschonende Landnutzung in den Blick nimmt. Viele Probleme sind hausgemacht, denn unsere Landschaft ist ganz überwiegend auf schnellen Abfluss getrimmt. Zentral ist aber, den Wasserrückhalt in der Landschaft zu stärken. Dies gelingt beispielsweise, indem Flüssen und Bächen mehr Raum gegeben wird, Moore und andere Feuchtgebiete wiedervernässt und Gräben und Entwässerungssysteme im Wald und in der Landwirtschaft angepasst werden. Je stabiler der Wasserhaushalt ist, desto widerstandsfähiger ist die Landschaft insgesamt, desto besser gewappnet sind Flüsse, Seen und Feuchtgebiete in Dürrephasen.
Die am Dienstag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke vorgelegten Eckpunkte für ein „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ geben die richtige Richtung vor. Diesen muss die Ampelkoalition zügig praktische Schritte folgen lassen.“