In der Circular Economy liegt die große Chance, einen zukunftsweisenden Weg des Wirtschaftens einzuschlagen, der Klima-, Umwelt- und Artenschutz unterstützt. Es gilt, Produkte und Geschäftsprozesse im Kreislauf zu denken und aufzusetzen. Weltweit beschäftigen sich Regierungen und große Unternehmen intensiv mit dem Thema und arbeiten an Umsetzungsstrategien (Roadmaps). Mittelständischen Unternehmen fehlen dazu oft noch die Ressourcen und vor allem das erforderliche Wissen, welche Potenziale mit Geschäftsmodellen der Circular Economy für das eigenen Unternehmen verbunden sind. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erarbeiten WWF Deutschland, das Institute for Integrated Quality Design (IQD) an der Johannes Kepler Universität Linz und acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften in den nächsten Monaten ein Modell, mit dem mittelständische Unternehmen anhand eines Kartensets (Card Deck) eigene Workshops zu Geschäftsmodellen der Circular Economy durchführen können (kurz: Circular Economy Card Deck für Business Model Workshops).
Mittelstand als Treiber der Systemtransformation
Unternehmen können durch zirkuläre Wertschöpfungsprozesse zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beitragen. Gegenwärtig sind lineare Wertschöpfungsprozesse noch immer die Regel und die Transformation zur Circular Economy steht erst am Anfang. In Deutschland bilden vor allem mittelständische Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft. Gelingt im Mittelstand der Wandel, würde das im Sinne eines Katalysator-Effekts den Übergang zum zirkulären Wirtschaften in der Breite ermöglichen und beschleunigen.
„Wir brauchen in der mittelständischen Wirtschaft die Überzeugung, dass sich durch eine Circular Economy unternehmerische Aktivitäten selbstverständlich mit Klimaschutz und Ressourcenschonung vereinbaren lassen. Wenn wir entsprechende Argumente liefern und die Wirtschaftlichkeit darstellen können, motiviert dies Unternehmen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und zu investieren,“ erläutert Susanne Kadner, Leiterin des Themenschwerpunkt Circular Economy bei acatech und eine der beiden Projektleiterinnen.
Perspektiven für Unternehmen
Zirkuläre Geschäftsmodelle helfen Unternehmen, zirkuläre Strategien mit unternehmerischen Chancen abzugleichen. Für eine effektive Umwandlung bestehender Wertschöpfungsketten in Wertschöpfungskreisläufe bedarf es einer ganzheitlichen Gestaltung zirkulärer Ökosysteme durch sich gegenseitig ergänzenden Akteuren.
Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland und ebenfalls Projektleiterin, ergänzt: „Mithilfe unseres Card Decks und dem dazugehörigen Workshopleitfaden kann das Potenzial der Kreislaufwirtschaft für die eigene unternehmerische Praxis erschlossen werden. Verständliche und inspirierende Informationen über zirkuläre Geschäftsmodelle und deren Umsetzung geben Unternehmerinnen und Unternehmern Orientierung und steigern die Bereitschaft, sich auf den notwendigen Transformationsweg zu begeben.“
Was genau steckt hinter dem Circular Economy Card Deck für Business Model Workshop?
Ein Card Deck bietet einen wirkungsvollen Ansatz, um beteiligte Akteure mit einem überschaubaren Aufwand an ein Thema heranzuführen. Mithilfe eines ansprechend gestalteten Kartensets und einem dazugehörigen Moderationsleitfaden können mittelständische Unternehmen im Rahmen von Workshops eigene Ansätze für Geschäftsmodelle einer umfassenden Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Zirkuläre Geschäftsmodelle ermöglichen nicht zuletzt widerstandfähigere Unternehmen. Die Resilienz kann beispielsweise durch einen stärkeren Einsatz von Rücknahmesystemen und einen höheren Anteil von Sekundärrohstoffen gestärkt werden, weil die Abhängigkeit von Primärrohstoffen reduziert und Lieferketten vereinfach werden.
Das Card Deck basiert auf einer Typologie mit 22 Vorlagen zu zirkulären Geschäftsmodellen, die in der Arbeitsgruppe „Zirkuläre Geschäftsmodelle“ der Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) erarbeitet und im Bericht „Zirkuläre Geschäftsmodelle: Barrieren überwinden, Potenziale freisetzen“ veröffentlicht wurden.
Grundsätze der Circular Economy
Die kreislauforientierte Wirtschaft zielt darauf ab, den Wert von Ressourcen, Wertstoffen und Produkten so lange wie mögliche zu erhalten, um damit Klima- und Ökosysteme zu schützen. Die gesamte Wertschöpfung wird auf Produktlanglebigkeit ausgerichtet, der Verbrauch primärer Rohstoffe reduziert und der Anteil an Sekundärrohstoffen in Produkten durch hochwertiges Recycling und effizientere Rückführbarkeit erhöht. Die Grundlage bilden zirkuläre Strategien wie Warten und Aufwerten (Maintain/Upgrade), Reparieren (Repair), Wiederverwenden (Reuse), Aufarbeiten (Refurbishing) bzw. Wiederproduzieren“ (Remanufacturing) sowie Wiederverwerten (Recycling). Dem gesamten Wertschöpfungsprozess wird darüber hinaus ein zirkuläres Produktdesign vorangestellt.