Die brutalen Morde an dem brasilianischen Indigenenfachmann Bruno Pereira und dem britischen Journalisten Dom Phillips in Brasilien lösen weltweit Erschütterung aus, so auch beim WWF. In Brasilien hat die Gewalt gegen Waldschützer:innen in den letzten drei Jahren exponentiell zugenommen. Systematisch wurden die Indigenen- und Umweltbehörden geschwächt. Doch nicht nur dort sind Naturschützer:innen in Gefahr. „Auch professionelle Wildhüter und Wildhüterinnen, die beispielsweise in Nationalparks arbeiten, leben weltweit gefährlich. Jede Woche verlieren durchschnittlich zwei von ihnen bei der Ausübung ihres Jobs ihr Leben“, zeigt laut Arnulf Köhncke, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim WWF Deutschland eine neue Analyse. Dabei sind es seltener Wildtiere oder Unfälle in unwegsamem Gelände, die ihren Beruf extrem riskant machen. Mordanschläge oder Schießereien mit Wilderern, Milizen oder Rebellengruppen sind die weitaus häufigste Todesursache. Speziell auf die Situation von Ranger:innen bezogen analysiert ein jetzt veröffentlichter Report im IUCN Parks Journal die Fälle von 1.535 Ranger:innen, die in den vergangenen 16 Jahren im Dienst ums Leben kamen. 648 von ihnen fielen im Untersuchungszeitraum Tötungsdelikten zum Opfer. Die Opferzahl ist mehr als drei Mal so hoch wie bei Konflikten mit Wildtieren. Bei Zusammentreffen mit Elefanten, Büffeln oder Raubkatzen kamen im gleichen Zeitraum 209 Wildhüter:innen ums Leben. Ähnlich riskant auch der Transport in der Wildnis. Bei Unfällen mit ihren Fahrzeugen starben 239 der Naturschützer:innen. Für den WWF sind die Ergebnisse leider keine Überraschung: „Beim Kampf gegen die Naturzerstörung und den Verlust der Artenvielfalt stehen Ranger zusammen mit Indigenen in der ersten Reihe“, betont Arnulf Köhncke. Bei den Ranger:innen seien die Patrouillen unterbesetzt, schlecht ausgerüstet, nicht ausreichend geschult, kaum abgesichert und schlecht bezahlt. Das müsse sich ändern, damit die Berufsgruppe weiterhin der Zerstörung von Lebensräumen, der Wilderei und Übernutzung von Tieren und Pflanzen etwas entgegensetzen kann. Um ihre Lage zu verbessern, müsse bei Ausbildung und Ausrüstung aber auch bei der Versorgung hinterbliebener Familien investiert werden. Hilfe sei auch bei der Gesundheitsversorgung nötig, z.B. durch Bereitstellung von sauberem Trinkwasser oder im Falle von Malaria und anderen Krankheiten. Auch Indigene Völker, die seit Generationen auf der ganzen Welt einen Großteil der wertvollsten Wälder, Graslandschaften, Savannen, Feuchtgebiete und Ozeane genutzt und gepflegt haben, kämpfen oft mit widrigen Lebensbedingungen. In verschiedenen Ländern arbeitet der WWF mit ihnen zusammen, um die formelle Rückgabe und Anerkennung ihrer Rechte auf Land, Wasser und natürliche Ressourcen zu erreichen und somit die indigene Regierungsführung zu stärken. Hintergrund: Die Analyse “Ranger Line of Duty Death” im IUCN Parks Journal zeigt, dass in Afrika und Asien die Zahl der Opfer besonders hoch war. Aber selbst in Europa sind Wildhüter:innen nicht vor Angriffen von Wilderer-Gruppen oder illegalen Holzfäller:innen sicher. Auch hier wurden 17 Tötungsdelikte an Ranger:innen oder Forstmitarbeiter:innen registriert. Der WWF unterstützt Ranger:innen in 25 Ländern durch Schulungen und die Bereitstellung von Ausrüstung wie Funkgeräten, GPS oder Kameras. Wichtig sind auch finanzielle Hilfe beim Aufbau von Parkzäunen, Wasserstellen und anderer Infrastruktur. Weitere Informationen: |