Gute Nachricht für den bedrohten Tiger: Nepal hat den Bestand an wildlebenden Tigern verdoppelt. Das Ergebnis einer dreimonatigen Zählung hat das Himalaya-Land am heutigen Welt-Tiger-Tag (29. Juli) präsentiert. Die Anzahl der dortigen Raubkatzen ist auf 355 gestiegen, im Jahr 2009 waren es 121 Tiere.
„Wenn lokale Gemeinden, Regierungen und Naturschutzorganisationen an einem Strang ziehen, dann gelingt der Schutz des Tigers vor dem Aussterben. Dies zeigt die Zunahme der Bestände in Nepal um 190 Prozent“, sagt Michael Zika, Asien-Experte beim WWF Deutschland. „So sehr uns die neuen Zahlen aus Nepal freuen, bleibt die größte Katze der Welt eine stark bedrohte Art. Für die gesamte Art gibt es leider noch lange keine Entwarnung.“
Nepals Erfolg beim Tigerschutz gelang mit einem wirksameren Vorgehen gegen die Wilderei und einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften in den Verbreitungsgebieten. Um den Konflikten vorzubeugen, die durch das Zusammenleben von Menschen und Tigern entstehen, führte die nepalesische Regierung zum Beispiel Entschädigungsregelungen für getötete Nutztiere ein. Außerdem verringerten die Gemeinden ihre Abhängigkeit zu Ressourcen wie Brennholz aus den Wäldern, in denen auch Tiger umherstreifen. So kam es zu weniger Mensch-Tier-Begegnungen.
„Die Frage, wie Menschen und Tiger nebeneinander existieren können, bleibt jedoch eine Herausforderung. Das Ziel ist es, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten und die Fortschritte bei der Erholung der Tigerpopulationen zu sichern“, sagt Zika. Die großen Raubkatzen sind vor allem durch Wilderei, Lebensraumverlust und schrumpfende Bestände ihrer Beutetiere bedroht.
Im Jahr 2009 war die Anzahl der Tiger in ganz Asien auf einen historischen Tiefpunkt gesunden. Die Populationen waren rückläufig, nur noch 3200 wildlebende Tiger gab es. Die internationale Staatengemeinschaft setzte sich auf einem Gipfel im russischen St. Petersburg 2010 das Ziel, die Tiger-Bestände innerhalb von zwölf Jahren zu verdoppeln. Während Nepal, Indien, Bhutan, China und Russland in der vergangenen Zeit Erfolge beim Tigerschutz vermelden konnten, ist die Lage in vielen Ländern Südostasiens aber weiterhin besorgniserregend. Trotz intensiver Schutzmaßnahmen gilt der Tiger weiter als stark gefährdet.
Hintergrund
Der Lebensraum der Tiger umfasst nur noch rund fünf Prozent ihres einst riesigen Verbreitungsgebietes in Asien. Zu den 13 Tiger-Staaten gehören Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland und Thailand. Außerdem, obwohl dort seit mehr als zehn Jahren keine wildlebenden Tiger nachgewiesen wurden, Kambodscha, Laos und Vietnam. In diesen drei Ländern ist vor allem die massive Schlingfallenwilderei auf den Tiger und seine Beutetiere das größte Problem. Der internationale Tag des Tigers wird jährlich am 29. Juli begangen und in vielen Ländern wie Indien, China oder auch Bhutan mit öffentlichen Veranstaltungen gefeiert.