Berlin, 28.01.2021: Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland blickt auf ein für den Natur- und Umweltschutz erfolgreiches Jahr zurück. Erstmals verzeichnet der WWF laut dem am Freitag vorgelegten Jahresbericht über 800.000 Förder:innen in Deutschland - ein Rekord, der den positiven Trend aus 2020 fortsetzt. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Einnahmen wider. Mit 113 Millionen Euro stiegen sie im Vergleich zum Vorjahr (104 Millionen Euro) noch einmal um fast 9 Prozent. Zugleich warnt der WWF vor zunehmenden Einschränkungen für die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen weltweit. In vielen Regionen der Welt habe sich in den vergangenen beiden Pandemiejahren die politische und gesellschaftliche Lage destabilisiert. Das sei mitunter extrem herausfordernd. Zugleich könnten Naturschutzprojekte jedoch auch dazu dienen, unterschiedliche Akteure und Parteien wieder an einen Tisch zu bekommen. Das sei gerade bei vielen grenzüberschreitenden Vorhaben der Fall, wie etwa dem neu entstehenden transnationalen Schutzgebietskomplex „Unganisha“ (bedeutet „gemeinsam“ in Swahili) zwischen Kenia und Tansania.
„Die letzten beiden Jahre haben uns gezeigt, dass den Deutschen selbst in Krisenzeiten Umweltschutz immer wichtiger wird. Sie setzten sich aktiv dafür ein, dass Natur und Tiere auf der ganzen Welt geschützt werden“, sagt Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. „Besonders freut uns natürlich, dass der Anteil an privaten Spenden zugenommen hat. Die breite Unterstützung aus der Gesellschaft macht deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Dieser positiven Entwicklung stünde das Phänomen des sogenannten „Shrinking Space“ entgegen. Unter dem Begriff versteht man die zunehmende Einschränkung der zivilgesellschaftlichen Handlungsspielräume etwa durch Regierungen oder Militärs. „Für viele Organisation wie den WWF haben die Risiken und Herausforderungen in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen“, so Brandes. „Viele unserer Kolleg:innen und Projektpartner:innen machen in krisengeschüttelten und von Instabilität geprägten Regionen einen extrem riskanten Job. Dafür verdienen sie unseren Dank und Respekt.“ So gestalte sich beispielsweise die Lage im krisengeschüttelten Myanmar weiterhin kompliziert. Die Projektarbeit vor Ort für die Menschen und die Natur des Landes gehe zwar weiter, doch unter massiv erschwerten Bedingungen.
Hinzukommen die Folgen der Coronapandemie: Nach Einschätzung des WWF besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Natur oder Wilderei und der globalen Pandemie mit Folgen. Das 2021 gestartete Großprojekt „Unganisha“ versucht hier vor Ort gegenzusteuern. Dabei soll ein großes Korridorsystems zwischen den Schutzgebieten des nördlichen Tansanias und des südlichen Kenias geschaffen werden. „Ziel ist es, gemeinsam funktionsfähige Ökosysteme und Wildtierkorridore für Tiere wie Elefanten, Spitzmaulnashörner oder Löwen zwischen den Schutzgebieten zu schaffen und eine naturverträgliche Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen mit und für die lokale Bevölkerung zu sichern.“ Hier zeigt sich laut WWF, dass Naturschutzprojekte auch eine Brückenbauer-Funktion haben können, die in Regionen stabilisierend wirke. „Gerade bei grenzüberschreitenden Vorhaben wie Unganisha können wir als WWF unterschiedlichste Parteien an einen Tisch holen und sie ins Gespräch miteinander bringen“, so Brandes.