Hamburg/Nairobi, 22.02.22: Rund um den Globus ertönt der Ruf nach wirksamen Maßnahmen gegen die Plastikflut: 86 Prozent der Deutschen halten ein weltweites Abkommen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung für wichtig und ebenso viele wollen, dass Hersteller und Einzelhändler für die Reduzierung, Wiederverwendung und das Recycling von Kunststoffverpackungen verantwortlich gemacht werden. Dies geht aus einer internationalen Umfrage des Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag der Plastic Free Foundation hervor, die gemeinsam mit dem WWF veröffentlicht wird. Die Befragungen fanden in 28 Ländern statt. Im Vorfeld des UN-Umweltgipfels (UNEA) Ende Februar fordert der WWF die UN-Mitgliedstaten auf, Verhandlungen für ein rechtsverbindliches globales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung einzuleiten.
Im internationalen Durchschnitt sind sogar 88 Prozent der Befragten aus 28 Ländern der Meinung, dass ein globaler Vertrag wichtig ist, um die Plastikkrise wirksam zu bekämpfen. Zudem wollen 85 Prozent der international Befragten, dass Hersteller und Einzelhändler für ihre Kunststoffverpackungen Verantwortung übernehmen.
„Die Umfrage spiegelt die überwältigende Unterstützung der internationalen Öffentlichkeit für ein umfassendes Plastikabkommen wider, daraus leitet sich ein klarer Handlungsauftrag für einen zügigen Beginn von Verhandlungen ab“, sagt Alois Vedder. „Die Plastikkrise ist weltumspannend und ist schon lange außer Kontrolle geraten. Die Regierungen sind jetzt gefordert, ein wirksames globales Plastikabkommen auf den Weg zu bringen. Ein solches Abkommen muss rechtsverbindlich sein und den gesamten Lebenszyklus von Plastik umfassen, damit wir die weitere Plastikverschmutzung in der Umwelt stoppen können, und zwar bereits bis 2030“. Die umfassendste und konsequenteste Resolution haben Peru und Ruanda mit zusammen 58 unterstützenden Staaten vorgelegt. Ziel ist es, auf der Konferenz den Startschuss für Verhandlungen über ein konkretes Abkommen zu beschließen,
Prinzipiell haben sich bereits 185 von 193 UN-Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland als einer der ersten, für öffentlich für ein globales Abkommen ausgesprochen. Es besteht jedoch die Sorge, dass der von Japan eingebrachte viel schwächere Vorschlag zu einem faulen Kompromiss in der Entscheidung für das ein Verhandlungsmandat führt. „Es geht inzwischen weniger um die Frage, ob wir ein Abkommen gegen die Plastikverschmutzung brauchen, sondern darum, wie dieser Vertrag konkret aussehen muss, um die Plastikflut tatsächlich zu stoppen“ sagt Alois Vedder mit Blick auf dieMandatsverhandlungen.
Das öffentliche Bewusstsein und die Besorgnis über die Krise haben zugenommen, da das Problem des übermäßigen Plastikverbrauchs und der Plastikverschmutzung exponentiell gewachsen ist: Laut einer aktuellen Metastudie des WWF droht sich die Plastikmüllkonzentration im Meer bis 2050 zu vervierfachen. Etwa 19-23 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr gelangen vom Land in die Gewässer der Welt - das entspricht fast zwei LKW-Ladungen pro Minute.
Hintergrund:
- Die Vorverhandlungen der UNEA sind gestern in Nairobi und coronabedingt parallel online gestartet. Ab dem 28. 2.- 2.3. finden die Schlussverhandlungen und Entscheidungen der UNEA auf Ebene der nationalen Umweltminister:innen statt. Deutschland wird dabei durch die Bundesumweltministerin Steffi Lemke vertreten. Der WWF verfolgt die Verhandlungen mit einer Delegation vor Ort und online und steht für Einschätzungen zur Verfügung.
- Die Plastic Free Foundation führte die Umfrage "Attitudes towards single use plastics" in Zusammenarbeit mit dem globalen Marktforschungsunternehmen Ipsos durch, das 20.513 Personen in 28 Ländern befragte. Die Befragten waren zwischen 16 und 74 Jahre alt. Die Umfrage wurde zwischen dem 20. August und dem 3. September 2021 durchgeführt. Der WWF arbeitete mit der Plastic Free Foundation zusammen, um die Daten zu analysieren und einen Bericht zu erstellen.