WWF-Bericht zeigt: Eine gemeinsame Sprache für naturverträgliche Investitionen fehlt. Von den 14 Taxonomien, die weltweit in Arbeit sind, berücksichtigen nur 6 naturrelevante Umweltziele.

Der WWF-Bericht „When Finance Talks Nature“ zeigt, dass zwar immer mehr Staaten einen Investitionsrahmen für nachhaltige Finanzen entwickeln, die Mehrheit von ihnen jedoch den Verlust der Natur nicht angemessen berücksichtigen. In allen G20-Ländern besteht dringender Handlungsbedarf, um naturbezogene Aspekte in diesen Taxonomien zu verstärken, die Unternehmen und Finanzinstituten dabei helfen, negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu vermeiden und ihre positiven Auswirkungen zu verstärken.

Die Weltnaturkonferenz in Kanada bietet eine historische Chance, einen tiefgreifenden Wandel anzustoßen und den Verlust der biologischen Vielfalt in diesem Jahrzehnt umzukehren. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn wir die negativen Auswirkungen der Finanzwirtschaft auf die natürlichen Ressourcen unserer Welt verringern und die Finanzströme auf naturfreundliche Geschäftsmodelle umlenken.

„Als die EU 2018 mit der Entwicklung ihrer Taxonomie begann, war es ihr Ziel, eine 'gemeinsame Sprache' für nachhaltige Finanzen zu schaffen, einen globalen, wissenschaftlich fundierten Standard, der sicherstellt, dass Investitionen mit umweltpolitischen Prioritäten in Einklang gebracht werden. Vier Jahre später sind mehr als zwei Dutzend Taxonomien in Arbeit. Aber niemand kann mit ihnen etwas anfangen, wenn sie alle unterschiedlich sind und nicht zueinander passen."

Jochen Krimphoff, Leiter Daten, Instrumente und Methoden der WWF-Initiative „Greening Financial Regulation Initiative“ (GFRI)

Die neue Studie des WWF ist in Zusammenarbeit mit dem deutschen Think-Tank Climate & Company entstanden. Sie zeigt: Von den 14 Taxonomien, die derzeit in den G20-Ländern entwickelt werden, enthalten nur 6 naturrelevante Umweltziele oder Leistungskriterien für die am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige. Selbst in den mega-diversen G20 Ländern die Taxonomien entwickeln, liegt der Schwerpunkt auf Klima. Auch in diesen Ländern, wo extrem wertvolle Biodiversität noch zu finden ist, sind naturbezogene Umweltkriterien eher die Ausnahme als die Regel.

Die laufenden Bemühungen der Regierungen, Taxonomien für nachhaltige Finanzen zu entwickeln, bieten die Gelegenheit, Investitionen für den Schutz und die Erhaltung der Natur zu fördern, indem naturrelevante wirtschaftliche Aktivitäten einfach integriert werden. 

Jochen Krimphoff, Leiter Daten, Instrumente und Methoden der WWF-Initiative „Greening Financial Regulation Initiative“ (GFRI), sagt: „Eine gemeinsame Sprache kann uns dabei helfen, schneller ans Ziel zu kommen. Als die EU 2018 mit der Entwicklung ihrer Taxonomie begann, war es ihr Ziel, eine 'gemeinsame Sprache' für nachhaltige Finanzen zu schaffen, einen globalen, wissenschaftlich fundierten Standard, der sicherstellt, dass Investitionen mit umweltpolitischen Prioritäten in Einklang gebracht werden. Vier Jahre später sind mehr als zwei Dutzend Taxonomien in Arbeit. Aber niemand kann mit ihnen etwas anfangen, wenn sie alle unterschiedlich sind und nicht zueinander passen. Die G20-Roadmap für nachhaltige Finanzen hat das Problem zwar erkannt, die G20 muss aber jetzt Impulse setzen und wichtige Grundbausteine für naturbezogene Taxonomien vorgeben, um einer Verwirrung auf den Märkten vorzubeugen“.

Online-Veranstaltung bei Weltnaturschutzkonferenz

Am Mittwoch, den 14. Dezember 2022 von 19:30 bis 20:30 Uhr (MEZ) lädt der WWF zu einer Veranstaltung auf der Weltnaturschutzkonferenz in Kanada ein, um die Ergebnisse des Berichts mit Finanzmarktakteuren und Regierungsvertreter:innen zu diskutieren.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz