WWF: „Nordsee bleibt Risikogebiet für Kabeljau“

Heute Morgen haben die EU-Fischereiminister:innen beschlossen, wieviel Fisch ihre Flotten im kommenden Jahr in der Nordsee und im Nord-Ost-Atlantik fangen dürfen. Kritisch sieht der WWF insbesondere, dass die Fangmenge für Nordseekabeljau um über 60 Prozent erhöht wurde. Die Freizeitfischerei auf den vom Aussterben bedrohten Aal wurde geschlossen, für die kommerzielle Fischerei wurden die Schonzeiten verlängert. Die bilateralen Verhandlungen zwischen der EU mit Großbritannien beziehungsweise Norwegen sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Stella Nemecky, Fischerei-Expertin des WWF Deutschland kommentiert:

„Zwar bewegen sich viele festgelegte Fangmengen für die Nordsee innerhalb des gesetzlich vorgegebenen Rahmens, doch das reicht nicht, um die Fischerei nachhaltig, klimafest und verträglich für das Ökosystem zu machen. Den beschlossenen Fangmengen fehlt ein Puffer, um die Auswirkungen der Klimakrise aufzufangen. Der langersehnte, winzige Wachstumstrend beim Nordseekabeljau wird mit einer massiv gesteigerten Fangmenge sofort riskiert. Der Kabeljaubestand ist nach wie vor viel zu klein, um gegen zu hohen Fischereidruck anwachsen zu können. Die Nordsee bleibt ein Hochrisikogebiet für Kabeljau.

Die Freizeitfischerei zu untersagen ist ein Fortschritt für den Aalschutz. Es bleibt aber höchst fragwürdig, dass eine vom Aussterben bedrohte Art weiter kommerziell befischt werden darf, während auf der Weltnaturkonferenz über die Rettung der Artenvielfalt verhandelt wird. Ob die vereinbarten Schonzeiten ein Flickenteppich oder Schutzmantel sind, wird sich erst in der Praxis zeigen.  Fischerei ist der größte Treiber hinter dem Verlust der marinen Artenvielfalt. Es verfälscht das Bild, Fischbestände isoliert zu betrachten. Für eine umweltverträgliche und zukunftsfähige Fischerei muss man ihre Auswirkungen auf Lebensräume und Artengemeinschaften genauso einpreisen wie die Veränderungen der Klimakrise“.

 

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz