Hamburg/Montréal, 19.12.2022: Das Weltnaturabkommen ist da – in Montréal gab es heute Nacht den Durchbruch bei den Verhandlungen für ein neues globales Abkommen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der weltweiten Natur. Aus Sicht des WWF ist das Ergebnis angesichts der schwierigen Verhandlungen der letzten Wochen als Erfolg zu verbuchen.
„Wir haben hier in den letzten Wochen sinkende Ambitionen und festgefahrene Diskussionen erlebt. Der Knoten ist heute geplatzt und die Verhandlungsstaaten haben es geschafft, sich auf ein lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk zu einigen. Es kann uns die Möglichkeiten geben, unsere Lebensgrundlagen zu retten – wenn die Vertragsstaaten es denn wollen. In den kommenden Jahren müssen die Staaten den politischen Willen aufbringen, die Schwachstellen in der nationalen Umsetzung zu beheben,“ resümiert Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland.
Zu den Schwachstellen gehören besonders die Inhalte für die nachhaltige Nutzung der verbleibenden Ökosysteme außerhalb von Schutzgebieten sowie die Priorisierung der Gebiete, die besonderen Wert für die biologische Vielfalt haben. Nötig wäre es, alle verbleibenden intakten Ökosysteme zu erhalten. Zu schwach ausgefallen ist auch die Adressierung der Treiber des Artensterbens in den Wirtschaftssektoren und die Verankerung des ökologischen Fußabdruckes.
700 Milliarden US-Dollar fehlen nach wie vor jährlich insgesamt, um die biologische Vielfalt angemessen zu schützen und die vereinbarten Maßnahmen auch auf der ganzen Welt umzusetzen. Besonders die Länder im globalen Süden, in denen der Großteil der verbleibenden biologischen Vielfalt auf dem Planeten liegt, brauchen Unterstützung. Das vereinbarte Finanzierungsziel die internationale Finanzierung für die Entwicklungsländer von mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr und das globale Finanzierungsziel von 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr ist dafür ein guter Anfang.
Als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für den Planeten lässt sich die Festschreibung des Schutzes von 30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme bis 2030 bezeichnen. Vor allem die deutliche Einbeziehung der Rechte indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften ist als Erfolg zu verbuchen. Erfreulich ist zudem, dass der Verweis auf die Abschaffung schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen erhalten geblieben ist. Außerdem sollen die Investitionen von Unternehmen und Finanzinstitutionen in Zukunft nur noch naturfreundlich geschehen dürfen, eine erfreuliche Neuerung, auf die vorausschauende Organisationen aus dem Business- und Finanzsektor gepocht hatten. Ein weiterer Erfolg, für den sich insbesondere Bundesumweltministerin Steffi Lemke eingesetzt hatte, ist das Ziel für die Beendigung der Umweltverschmutzung, u.a. mit einer geplanten Halbierung des Einsatzes von Pestiziden.
Wichtig ist nun, dass die neuen Ziele von der gesamten Gesellschaft gemeinsam sowie in allen Wirtschaftssektoren schnellstmöglich umgesetzt werden und die Regierungen den politischen Willen beweisen, die verbleibenden Lücken ihren nationalen Umsetzungsplänen zu schließen. Nur so können wir in globaler Solidarität unsere Lebensgrundlagen, die Artenvielfalt und unsere Ökosysteme bewahren.
„Es war ein immenser Kraftakt, das Abkommen von Montréal zu beschließen. Mit dem gleichen Schwung müssen wir jetzt in die nationale Umsetzung gehen. Für die Rettung unseres Planeten bekommen wir keine zweite Chance. “
WWF: Erfolg für die Natur nach schwierigen Verhandlungen
Kontakt
Freya Duncker
Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg
- Bedrohte Arten