Das weltweite Artensterben und die Zerstörung von Ökosystemen kann sich zunehmend auch zum finanziellen Risiko für deutsche Finanzunternehmen entwickeln. Zwar misst die Branche dem Schutz von Biodiversität und Ökosystemen eine hohe bis sehr hohe Relevanz zu, doch ist der Umsetzungsgrad für die Integration von Biodiversitätsaspekten in interne Prozesse und Risikostrategien bislang gering. Auch wird der Wissensstand zu dem Thema innerhalb der Branche von den Befragten als eher gering eingeschätzt.
Wie die gemeinsame Studie „Von Net Zero zu Nature Positive“ von WWF und PwC Deutschland ergab, hat nur ein Bruchteil der Befragten bereits Prozesse zum Risiko- und Chancenmanagement von Biodiversitätsaspekten implementiert.
„Intakte Ökosysteme, und damit Artenschutz, sind für Mensch und Wirtschaft existenziell. Angesichts der immensen Abhängigkeit unserer Wirtschaft von intakten Ökosystemen ist die Vernachlässigung von Biodiversitätsaspekten schon mit Blick auf die Risiken fahrlässig – vom langfristigen Sichern unseres gesellschaftlichen Wohlergehens völlig abgesehen“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland.
Zahlreiche Initiativen arbeiten an der Standardisierung von Metriken und Daten
Als größte Hürde beim Umgang mit Chancen und Risiken im Bereich Biodiversität nennen die befragten Banken, Versicherungen und Asset Manager eine geringe Datenverfügbarkeit und noch nicht standardisierte Metriken zur Quantifizierung von Zielen. Hier erwarten sich die Institute Impulse oder eine genauere Spezifizierung durch noch ausstehende Regulierungsvorgaben und Abkommen auf internationaler Ebene. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die COP15, auf welcher ein Rahmenwerk mit internationalen Biodiversitätszielen verabschiedet werden soll (Global Biodiversity Framework (GBF)). Gleichzeitig befassen sich zunehmend Initiativen, wie die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD), Science Based Targets for Nature (SBTN) oder Partnership for Biodiversity Accounting Financials (PBAF), mit der Standardisierung von Kennzahlen, Indikatoren und Daten, und der Entwicklung entsprechender Tools und Leitfäden.