Forsa-Umfrage: Breite Mehrheit für Rückkehr des Luchses / WWF und BUND prüfen Wiederansiedlung im Thüringer Wald

Bei dem Gedanken daran, dass Luchse in ihrer Umgebung frei leben würden, hat die große Mehrheit der Thüringer Bürgerinnen und Bürger ein sehr (31%) bzw. eher (37%) positives Gefühl. Außerdem findet sich mit 87% eine breite Mehrheit für eine Wiederansiedlung von Luchsen in Thüringen. Das ist das Ergebnis einer, am Freitag veröffentlichten, repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa, im Auftrag des WWF Deutschland und des BUND Thüringen durchgeführt hat. Über die Hälfte der Befragten würde zudem in einer Gegend mit Luchsvorkommen öfter spazieren gehen (57%) und glaubt, dass die Wiederansiedlung des Luchses den Tourismus in der Region fördern würde (51%). WWF und BUND zeigten sich erfreut, dass eine überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Thüringen den Luchs im Freistaat willkommen heißen würde. Das sei ein starker Rückenwind für diese Katzenart und den Artenschutz in Thüringen generell.

Dr. Max Boxleitner, zuständiger Projektmanager für den Luchs in Thüringen beim WWF Deutschland zeigte sich angesichts der hohen Sympathiewerte für den Luchs zufrieden: „Jeder der aktuellen Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten würde sich über derart hohe Zustimmungswerte freuen.“ Zugleich verwies Boxleitner auch auf bestehende Vorbehalte. Diese gelte es, ernst zu nehmen und auszuräumen. Die forsa-Umfrage hatte ergeben, dass rund ein Drittel (36%) der Befragten glaubt, durch eine Wiederansiedlung von Luchsen könne es zu Konflikten kommen. Auch erklärte eine Minderheit von 12%, dass sie Angst hätte, in einem Gebiet mit einem bestätigten Luchsvorkommen zu wohnen. „Luchse sind heimlich und leben meist unsichtbar und zurückgezogen in den Wäldern. Die meisten Menschen bemerken nicht einmal, dass sie da sind“, so Boxleitner. „Vor dem Luchs braucht niemand Angst haben. Aber wir als Naturschutzverbände müssen bestehende Ängste natürlich ernst nehmen und diese ausräumen.“

Im Nordwesten Thüringens ist der Luchs bereits heute heimisch. Allerdings erschließt sich die Art neue Lebensräume nur sehr zögerlich. Insbesondere der Thüringer Wald ist bislang noch nicht dauerhaft von Luchsen besiedelt. Naturschutz und Wissenschaft denken daher über eine aktive Ansiedlung von Luchsen im Thüringer Wald nach. Eine gemeinsame Studie vom BUND Thüringen und der Universität Freiburg kam zu dem Schluss, dass ein stabiles Luchsvorkommen im Thüringer Wald das bislang fehlende Bindeglied zur Vernetzung der isolierten deutschen Luchspopulationen und damit zum Erhalt der Art in Deutschland wäre. Daher freut sich auch Dr. Markus Port, Projektkoordinator Luchs des BUND Thüringen über die Ergebnisse der Umfrage: „Die Befragung zeigt, dass sich der Luchs in Thüringen sehr großer Beliebtheit erfreut. Mich persönlich freut es, dass diese positive Einstellung insbesondere auch bei den Menschen im ländlichen Raum deutlich spürbar ist.“ Unter anderem im Thüringer Wald sind die Menschen im Mittel noch positiver gegenüber dem Luchs eingestellt als der Thüringer Durchschnitt. 

Hintergrund Luchs in Thüringen: Derzeit prüfen der BUND Thüringen und der WWF Deutschland gemeinsam im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums, ob die gesellschaftliche Akzeptanz bei der Bevölkerung und wichtigen Interessensgruppen vorhanden ist, um gegebenenfalls ein Projekt zur Bestandsstützung und Wiederansiedlung des Luchs im Thüringer Wald durchzuführen. Eine Studie aus dem Juni 2021 kam zu dem Schluss, dass für das langfristige Überleben des Luchses in Mitteldeutschland die Vernetzung der Luchs-Vorkommen im Harz und Ostbayern entscheidend sei. Dabei stellte sich der Thüringer Wald als zentrale Drehscheibe für die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland heraus.

Hintergrund Umfrage: Im Auftrag des WWF Deutschland hat forsa Politik- und Sozialforschung GmbH eine repräsentative Befragung zur Akzeptanz des Luchses in Thüringen durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 1.019 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Personen ab 18 Jahren in Thüringen befragt. Die Erhebung wurde vom 24. August bis zum 12. September 2021 mithilfe des repräsentativen Online-Befragungspanels forsa.omninet durchgeführt. Die ermittelten Ergebnisse können lediglich mit den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen Fehlertoleranzen (im vorliegenden Fall +/- 3 Prozentpunkte) auf die Gesamtheit der Thüringer Bevölkerung ab 18 Jahren übertragen werden.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin