Finn Viehberg übernimmt Leitung des WWF-Ostseebüros von Jochen Lamp

Stralsund, 08.10.2021: Das Ostseebüro des WWF bekommt einen neuen Leiter. Finn Viehberg folgt auf Jochen Lamp, der sich nach 36 Jahren beim WWF Deutschland in den Ruhestand verabschiedet.

Der neue Leiter Dr. Finn Viehberg bringt einen ausgeprägten Wissenschaftshintergrund mit und ist der Region Vorpommern seit seinem Studium verbunden.  Seit 2018 forscht er wieder an der Uni Greifswald zu den Effekten von Klimaveränderungen und menschlichen Einflüssen auf die Lebensgemeinschaften in Gewässern und die Schadstoffbelastung der Sedimente. „Die Erforschung und das Verständnis der Natur sind die unverzichtbare Basis für den Naturschutz.  Als Wissenschaftler habe ich die Veränderungen durch die Klimakatastrophe und die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in Ökosysteme etwa durch Bauvorhaben oder jahrzehntelange Überdüngung von außen mit Sorge aufgezeichnet.  Als Leiter des WWF Ostseebüros möchte ich die Möglichkeiten einer der größten Umweltorganisationen nutzen, um eine Verbesserung des Umweltschutzes in unserem Küstenraum zu erreichen. Ich freue mich drauf, den Ostseeschutz jetzt mit voller Kraft voranzutreiben“. Er sieht die neue Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns in der Pflicht, für ein besseres Management der ausgewiesenen Meeresschutzgebiete zu sorgen, den Düngemitteleintrag aus der Landwirtschaft in die Ostsee zu reduzieren und eine Zukunftskommission für die Ostseefischerei einzurichten.  Dass all dies bereits zu den Arbeitsfeldern seines Vorgängers zählt, zeigt, dass man für Naturschutz einen langen Atem braucht.

„Beim WWF hatte ich die Chance, daran mitzuwirken, dass mein „Heimatmeer“, die Ostsee, wieder gesunde Lebensbedingungen bekommt und zu verhindern, dass sie zwischen Fischerei, Pipelines, Kreuzfahrtlinien und Windparks zu einem Gewerbegebiet verkommt. In den letzten Jahrzehnten haben wir viele Erfolge für den Ostseeschutz erzielt, doch es bleibt noch reichlich Arbeit für die Kollegen und Kolleginnen. Meeresschutz ist eine Marathondisziplin. Ein Arbeitsleben ist gerade mal die Zeitspanne, die ein Wassertropfen durchschnittlich in der Ostsee verweilt. Gern gebe ich heute den Staffelstab an meinen Nachfolger weiter, um gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen weiter an der Aufgabe Ostseeschutz zu arbeiten“, sagt Jochen Lamp, der das WWF-Ostseebüros seit 1991 geleitet und den Meeres- und Küstenschutz wie kaum ein anderer mitgeprägt hat.

Zu den internationalen Mit-Erfolgen gehört die Anerkennung der Ostsee als „besonders empfindliches Seegebietdurch die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO. „Auf dieser Grundlage ließen sich neue Regeln für Schifffahrt durchsetzen, z.B. dass Passagierschiffe keine Abwässer mehr in die Ostsee entsorgen dürfen“, so Lamp.  Seit Beginn seiner WWF-Zeit in Stralsund hat er sich dafür eingesetzt, dass in der Kernzone des Nationalparks am Darßer Ort wieder natürliche Küstenverhältnisse entstehen konnten, war Initiator des modernen Nationalparkzentrums Königsstuhl im Nationalpark Jasmund und kämpfte beharrlich für die Einrichtung von Schutzgebieten vor den Küste Mecklenburg-Vorpommerns sowie im Greifswalder Bodden. Jochen Lamp hat die Umweltverbände 20 Jahre lang in der HELCOM, der internationalen Kommission zum Schutz der Ostsee, vertreten, und sein Wissen über Internationale Meeresraumplanung ist auf mehreren Kontinenten bei Behörden und Meeresschützern gefragt.

Ein Schwerpunkt der letzten Jahre war seine Pionierarbeit zur Bergung von Geisternetzen, die den Plastikmüll im Meer reduziert. Nachdem der WWF verschiedene Methoden zum Aufspüren und Bergen der verlorenen Netze entwickelt und erprobt hatte, gelang es Lamp, die Landesbehörden Mecklenburg-Vorpommerns für ein Pilotprojekt zu gewinnen, das hoffentlich in den anderen Küstenbundesländern Schule machen wird. Zu den jüngsten Highlights seiner Naturschutzkarriere gehört die Renaturierung von wertvollen Salzgraslandschaften im Verbundprojekt Hot-Spot Schatzküste.  Durch die Rückverlegung des Deiches hat sich die 2019 geschaffene Polderfläche bei Drammendorf auf Rügen schon jetzt zu einem wahren Vogel-Hotspot entwickelt, wo sich derzeit abends Hunderte rastende Kraniche beobachten lassen sowie des Polders Bresewitz bei Barth.

Der WWF Deutschland bedankt sich herzlich bei Jochen Lamp für sein langjähriges Engagement und seine außerordentlichen Verdienste. „Jochen Lamp hat für den Schutz der Ostsee Großes erreicht. Wir sind stolz, dass er sich all die Jahre beim WWF engagiert hat und bedanken uns für die zahlreiche Naturschutzerfolge der gemeinsamen Jahrzehnte. Wir freuen uns sehr, dass unser Ostseeteam nun gemeinsam mit Dr. Finn Viehberg an diese Erfolge anknüpfen wird“, sagt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. 

Für sein langjähriges, erfolgreiches Engagement zum Schutz der Ostsee ist Jochen Lamp bereits 2019 mit dem Baltic Sea Award ausgezeichnet worden. Und so ganz lässt ihn der Meeresschutz noch nicht los: Sein Ehrenamt als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Ostseestiftung wird er weiterhin ausfüllen. Der Ostsee bleibt ein wichtiger Fürstreiter also weiter erhalten.

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin, Hamburg