Hamburg, 29.10.2021: Die 40. Jahrestagung der Kommission zum Schutz der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) ging heute ohne Schutzzusagen für das antarktische Weddellmeer zu Ende. Das fünfte Mal in Folge versagte die CAMLR-Kommission dabei, das Meeresschutzgebiet auszuweisen. Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF Deutschland, kommentiert:
“Rund um den Globus wird zunehmend die Notwendigkeit erkannt, dass wir zum Schutz des Klimas und unserer Ozeane schnell und umfassend handeln müssen. Doch erneut wurde die Ausweisung von jahrelang geplanten Meeresschutzgebieten von nur zwei CCAMLR-Staaten blockiert. Weil China und Russland jeglichen Fortschritt verhindern, verbleiben weltweit einzigartige Ökosysteme rund um die Antarktis weiterhin ohne effektiven Schutz. Die beiden Staaten zeigten kein Interesse daran, die Blockadehaltung aufzugeben.
Angesichts des Klimawandels und der Biodiversitätskrise ist jedoch für die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten im Südpolarmeer ein effektiver Schutz unabdingbar. Es ist höchste Zeit, dass sich alle CCAMLR-Staaten – auch China und Russland – an die bereits vor 10 Jahren eingegangene Verpflichtung halten, ein effektives Netzwerk von Meeresschutzgebieten rund um die Antarktis einzurichten. Die Welt schaut zu.“
Seit 2016 wird der von Deutschland erarbeitete Vorschlag für das Schutzgebiet im Südpolarmeer nördlich der Antarktis diskutiert. Es würde das größte Meeresschutzgebiet der Welt werden und die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten des Weddellmeers unter effektiven Schutz stellen. Für das nächste Jahr ist nun ein zusätzlicher Workshop zum Schutz des Weddellmeeres in Norwegen geplant, um der Ausweisung des Schutzgebietes näher zu kommen.
Hintergrund
Der von der Bundesregierung initiierte und von deutschen Ministerien, Fachbehörden und wissenschaftlichen Einrichtungen erarbeitete Fachvorschlag zur Ausweisung eines Meeresschutzgebietes im Weddellmeer („Weddell Sea Marine Protected Area/WSMPA“) wurde 2016 von der Europäischen Union erstmalig bei der CAMLR-Kommission vorgelegt.
Der WWF Deutschland hat die Ausarbeitung des Fachvorschlags im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) fach-wissenschaftlich unterstützt. Seit Jahren arbeitet das weltweite WWF-Netzwerk daran, ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten rund um die Antarktis einzurichten, welches die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten des Südpolarmeeres unter besonderen und nachhaltigen Schutz stellt.
Der Schutz des Südpolarmeeres, einschließlich des Weddellmeeres, liegt insbesondere in der Verantwortung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources/CCAMLR).
Die Kommission ist zuständig für das Management der Fischerei sowie für die Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer. Derzeit hat CCAMLR 25 Vertragsparteien – 24 Staaten (einschließlich Deutschland) sowie die Europäische Union (EU). Beschlüsse über Schutzgebiete müssen einstimmig angenommen werden.