Anlässlich des Internationalen Tages der Bienen am 20. Mai 2021 fordert WWF-Naturschutzvorstand und Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft Christoph Heinrich die Bundesregierung auf, den Insektenschutz stärker im Gesetz zu verankern.
„In dieser Woche entscheidet sich, ob die Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag es ernst meinen mit dem Insektenschutz. Denn jetzt haben CDU/CSU und SPD die Chance, mit der Zustimmung zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes einen wichtiges Versprechen einzulösen. Was im Koalitionsvertrag 2018 seinen Anfang nahm und 2019 mit Aktionsprogramm Insektenschutz innerhalb der Bundesregierung vereinbart wurde, muss jetzt umgesetzt werden“, so Christoph Heinrich. Stimmten die Regierungsfraktionen dem nun vorliegenden Gesetzesentwurf nicht zu, sei dies ein Trauerspiel. Noch immer scheint es keine Einigung dazu innerhalb der Union zu geben.
Neben der Anpassung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung, die derzeit noch vom Bundesrat behandelt wird, ist die Änderung des Bundesnaturschutzgesetz das Herzstück des Insektenschutzpakets der Bundesregierung. Weniger Lichtverschmutzung, ein Verbot insektenschädlicher Biozide in Schutzgebieten, die Stärkung kooperativer Ansätze und der Landschaftsplanung oder die Erweiterung der Liste besonders geschützter Biotope seien wichtige Maßnahmen, um den Insektenschutz in Deutschland rechtlich zu stärken, so der WWF.
„Bei den Insekten erleben wir seit Jahren einen dramatischen Rückgang. Freiwillige Maßnahmen zum Schutz der Insektenvielfalt sind zweifellos wichtig und sollten weiterhin gestärkt werden. Wir brauchen aber gleichzeitig wirksame Gesetze, die sich an der Realität orientieren. Um Wildbienen, Schmetterlingsarten und andere Insekten wirklich wirksam zu schützen, muss das Bundesnaturschutzgesetz angepasst werden. Das verschafft Rechts- und Planungssicherheit für Kommunen oder die Landwirtschaft“, stellt Heinrich fest.
„Es ist schon erstaunlich, mit welcher Euphorie vor drei Jahren alle Politikerinnen und Politiker sich dem Schutz der Biene, dem Schutz der Insekten verpflichtet sahen. Große Reden wurden geschwungen und Versprechen abgegeben. Diese Woche besteht die Chance, diese Versprechen einzulösen“ appelliert Christoph Heinrich.
Das Insektenschutzpaket könnte das letzte wichtige Vorhaben sein, welches die derzeitige Bundesregierung für den Schutz von Insekten noch umsetzt. Nach Einschätzung von Christoph Heinrich bedarf es jedoch darüber hinaus weitere wichtige Schritte, um den Insektenschutz zu stärken.
„Neben einer zeitgemäßen Anpassung der gesetzlichen Grundlagen braucht es noch mehr, um Insekten wirksam zu schützen. Der Einsatz insektenschädlicher Pestizide muss deutlich eingeschränkt werden. Wir müssen den Ökolandbau massiv ausbauen. Die Landwirtschaft muss noch besser zum Gewässerschutz und einer struktur- und artenreichen Agrarlandschaft beitragen. Die Politik muss dafür die Grundlage schaffen – durch eine gezielte finanzielle Unterstützung und ein gutes Beratungsangebot“, so Christoph Heinrich.
Hintergrund: Insektensterben in Deutschland
Auch hierzulande treibt die intensive Landwirtschaft den Rückgang der biologischen Vielfalt und damit der Insekten an. Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird derzeit landwirtschaftlich genutzt. Durch den Einsatz von zu vielen Ackergiften, Stickstoff- und Phosphordünger schwindet die Nahrungsgrundlage vieler Tiere. Zugleich wird durch den Anbau immer größerer Felder wertvoller Lebensraum zerstört. Die Konsequenz: Seit 1998 haben wir in Deutschland 76 Prozent der Insektenbiomasse verloren. Auch bei 17 Schmetterlingsarten, die typischerweise im Grünland vorkommen, beobachten wir seit nunmehr 30 Jahren einen Rückgang um fast 50 Prozent.