Berlin, 15.03.2021: Am morgigen Dienstag wird die Zukunftskommission Landwirtschaft am Vormittag in einem vertraulichen Gespräch mit Bundeskanzlerin Merkel über die aktuelle Kommissionsarbeit und die gegenwärtigen Herausforderungen in der Agrarpolitik diskutieren. Am Nachmittag stellt sie sich schließlich in einer öffentlichen Veranstaltung allen Interessierten. Christoph Heinrich, WWF-Naturschutzvorstand und Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft hierzu:
„Die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind enorm. Wir stehen vor der Aufgabe, die Weichen zu stellen für eine dem Klima- und Umweltschutz verpflichtete, tierwohlgerechte und ökonomisch tragfähige Landwirtschaft. Sie muss Landwirtinnen und Landwirten ein gutes Auskommen sichern, gesunde Lebensmittel produzieren und Wasser, Böden und Klima sowie Artenvielfalt besser schützen. Das ist im Interesse der gesamten Gesellschaft. Agrarpolitik schafft den Rahmen, um Land- und Ernährungswirtschaft neu zu gestalten, um sie zukunftsfähig zu machen.
Die Aufgabe der Zukunftskommission Landwirtschaft ist es, Vorschläge zu unterbreiten, wie diese Zukunftsfähigkeit erreicht werden kann. Wir diskutieren kontrovers. Wir arbeiten in verschiedenen Arbeitsgruppen konstruktiv an Problembeschreibungen und Entwicklungspfaden. Wir, das sind 32 von der Bundesregierung berufene und sehr unterschiedliche Menschen aus der landwirtschaftlichen Praxis, dem Handel, von Tier- und Naturschutzverbänden sowie der Wissenschaft.
Aber: es bereitet mir zunehmend Sorge, ob die Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft von der Bundesregierung und besonders vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aktiv unterstützt wird. Derzeit erleben wir, wie die Verhandlungen zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), dem wichtigsten agrarpolitischen Steuerungsinstrument, vorangetrieben werden, ohne dass die Zukunftskommission oder die Umweltressorts von Bund und Ländern eingebunden werden. Das erweckt den Eindruck, dass Dialogprozesse, die Berufung von Kommissionen oder die aktive Einbindung von verschiedenen Interessen nur solange akzeptiert sind, bis es ernst wird. Wer so denkt und handelt, betreibt Besitzstandswahrung. Doch bei der Reform der GAP geht es um die Zukunft aller Landwirtinnen und Landwirte. Es geht darum, den zwingend notwendigen Wandel auf dem Acker und im Stall finanziell und strukturell bestmöglich zu begleiten.
Die Zukunftskommission Landwirtschaft wird voraussichtlich bis Juni 2021 beraten und hoffentlich am Ende Perspektiven aufzeigen, die den künftigen agrarpolitischen Rahmen bestimmen werden. Ich bin überzeugt, dass die meisten Mitgliederinnen und Mitglieder der Zukunftskommission Landwirtschaft sich mit großem Verantwortungsbewusstsein dieser Aufgabe widmen. Ich erwarte aber auch von der Bundesregierung und besonders von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass sie die Rolle der Zukunftskommission Landwirtschaft anerkennt und sie ernsthaft in ihre politische Meinungsbildung integriert.“