Berlin, 12.3.2021: Die EU muss ihr neues Klimaziel ohne Schlupflöcher festschreiben. Das fordert der WWF anlässlich des am Freitag stattfindenden Trilogs von Europäischem Rat, Parlament und Kommission zum Klimaschutzgesetz. Damit geht die Beratungsphase dem Ende entgegen, bevor das Gesetz verabschiedet werden soll. „Uns ist nicht damit gedient, ein höheres Klimaziel auf einer wackligen Milchmädchenrechnung aufzubauen, die Einberechnung von Senken in das Klimaziel bedeutet aber genau das. Sie schafft eine enorme Unsicherheit für die tatsächlich notwendige Minderungsleistung der Wirtschaft“, warnt Juliette de Grandpré, Expertin für europäische Klimapolitik beim WWF Deutschland.
Die Anrechnung von Senken würde bedeuten, dass die CO2-Speicherkapazität etwa von Wäldern als Emissionsminderung behandelt würde. „Das ist Schönrechnerei: Zum einen versucht man so, sich um echte Minderungen herumzudrucksen. Zum anderen sind die viel beschworenen Senkenleistungen extrem unsicher: Durch die Klimakrise leiden Wälder unter Trockenheit oder extremen Wetterereignissen wie schweren Stürmen, sie werden krank. Dann speichern sie mitunter weniger Treibhausgasemissionen oder können sogar zu Emissionsquellen werden.“ Deshalb braucht es eine Strategie mit Doppelziel: eine klare Minderungsvorgabe, und ein separates Ziel zur Erhaltung und Erweiterung natürlicher Senken.
Für die Überprüfung der europäischen Klimapolitik braucht es nach Meinung des WWF außerdem ein unabhängiges Expertengremium, das über die EU-Klimapolitik und deren Kompatibilität mit der Klimaneutralität berät. Dieser Vorschlag wird vom Europaparlament unterstützt, nun müssen sich auch Rat und Kommission anschließen. Wenig zielführend ist der Vorschlag, von den Minderungszielen die Treibhausgasbudgets abzuleiten: „Damit wird die Wissenschaft ab absurdum geführt. Die Ziele müssen sich andersherum an den klimawissenschaftlich berechneten Budgets orientieren.“
Ähnliches gilt für die sogenannten Dekarbonisierungsroadmaps – Pläne für die Emissionsminderung in den einzelnen Sektoren. „Freiwillige Roadmaps bedeuten, dass sie von den Sektoren selbst geschrieben werden könnten. Damit wären wir tatsächlich mal bei Wünsch-dir-was. Wir brauchen verpflichtende Roadmaps von der Kommission“, fordert de Grandpré.