Berlin, 09.06.2021: Vor der heute beginnenden Agrarministerkonferenz (AMK) fordert der WWF die Agrarminister:innen von Bund und Ländern auf, sich für einen Paradigmenwechsel in der Waldwirtschaft einzusetzen. Künftige Förderprogramme sollten nicht mehr den Wald als Holzlieferant, sondern seine Funktion als Kohlenstoffspeicher und als Lebensraum für Arten in den Mittelpunkt stellen, so die Naturschutzorganisation. Auf der Tagesordnung der AMK steht auch die Frage, wie zukünftig die Ökosystemdienstleistungen der Wälder besser honoriert werden können. Denn der Wald in Deutschland spielt eine zentrale Rolle beim Klimaschutz, ist aber zum Teil in einem desolatem Zustand. Johann Rathke, WWF-Experte für Forstpolitik, betont:
„Die Länder haben auf dieser AMK die Gelegenheit, über die politischen Grundsätze für eine zukunftsfähige Waldpolitik zu verhandeln. Angesichts der dramatischen Waldkrise brauchen Waldbesitzende vor allem zwei Dinge: finanzielle Hilfen, um ihre Wälder ökologisch umzubauen und zu stabilisieren, sowie Planungssicherheit durch verbindliche, bundeseinheitliche Grundsätze für eine naturnahe Waldbewirtschaftung.
Die Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier braucht es ein kluges Modell, das Leistungen honoriert, die den ökologischen Zustand des Waldes verbessern oder erhalten. Denn nur so kann der Wald langfristig erhalten bleiben, seine Klimaschutzfunktion erfüllen, zur Artenvielfalt beitragen und den wertvollen Rohstoff Holz zur Verfügung stellen. Die Agrarministerinnen und Agrarminister haben nun die Chance, sich klar und deutlich gegen eine pauschale Prämie auszusprechen. Im Gießkannenprinzip verteilte Steuermillionen entfalten keine waldbauliche Lenkungswirkung, so hat die Bundeswaldprämie zwar den einen oder anderen Liquiditätsengpass geschmälert, aber einen Richtungswechsel in der Waldbewirtschaftung hat sie bisher nicht ausgelöst.
Ebenso entscheidend ist es, dass die Agrarministerinnen und Agrarminister von Bund und Ländern endlich das Bundeswaldgesetz an die neue Situation anpassen und bundeseinheitlichen Standards für eine naturnahe Waldbewirtschaftung definieren. Das schafft Planungssicherheit für Waldbesitzende und einen zwingend benötigten gesetzlichen Referenzrahmen, um tatsächlich übergesetzliche Leistungen der Waldbesitzenden zu honorieren.“