Berlin, 28.01.2021: Der WWF konnte seine Umweltschutzarbeit im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich ausbauen. Maßgeblichen Anteil hat daran die wachsende Unterstützung aus der Bevölkerung: Erstmals in ihrer Geschichte zählt die Naturschutzorganisation über 700.000 Förder:innen. Die Einnahmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 Prozent auf 104 Millionen Euro. „Die Covid-19-Pandemie führt uns drastisch vor Augen, wie krisenanfällig unser Planet und wie verletzlich unsere Gesellschaft ist. Aber es hat sich auch offenbart, zu welchen Kraftanstrengungen die Menschheit in kürzester Zeit in der Lage ist“, sagt Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. „Der Rückhalt für unsere Arbeit zeigt: Immer mehr Menschen teilen die Überzeugung, dass wir eine intakte Natur für ein gesundes Leben brauchen.“ Seit Jahren warnen Mediziner:innen wie Umweltschützer:innen, dass durch die massive Übernutzung der Ressourcen, durch den Verlust von Lebensräumen und der damit einhergehenden Naturzerstörung nicht nur die Gesundheit der Natur, sondern auch die der Menschen in Gefahr ist.
Die Corona-Pandemie habe auch den WWF vor große Herausforderungen gestellt, so Brandes weiter. Reisen in Projektgebiete mussten abgesagt werden, gleichzeitig wurde seit März 2020 die Arbeit der Beschäftigten in der Berliner Zentrale und den Projektbüros in Deutschland weitgehend ins Home Office verlegt. „Vor allem in unseren internationalen Feldprojekten gilt es, einen Roll-Back zu verhindern, wenn Wildhüter, Forstarbeiter oder Ranger aufgrund von Lockdowns nicht mehr ihrer Arbeit wie gewohnt nachgehen können. Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass im Schatten der Pandemie Wilderei und illegaler Raubbau nicht ansteigen.“ Wie akut diese Gefahr ist, zeigte sich bereits zu Beginn der Pandemie im März 2020 an aktuellen Daten der Universität Maryland: Innerhalb eines Monats war der Verlust an Bäumen im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen Jahre um über 150 Prozent angestiegen. „Der meiste Wald ging demnach in Südamerika verloren. Kolleg:innen vor Ort zeigten sich über die Daten aus dem All weniger verwundert. Diese deckten sich mit eigenen Wahrnehmungen. Polizei, Ranger und andere staatlichen Kontrolleure konnten wegen der Pandemie nicht wie gewohnt arbeiten, sodass Wald- und Landraub erleichtert wurde“, so Brandes.
Nicht nur angesichts dieser Entwicklungen hat der WWF den Waldschutz daher noch stärker ins Zentrum seiner Arbeit gerückt. „Wo Wälder gerodet werden, sinkt die Biodiversität. Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass Viren vom Tier auf den Menschen überspringen”, so Brandes. Eine brasilianische Studie aus 2010 zeigt: Die Abholzung von vier Prozent eines Waldes ging mit einer fast 50-prozentigen Zunahme der Malariafälle beim Menschen einher. Der WWF forscht gemeinsam mit dem Robert Koch Institut in Dzanga-Sangha an einem Frühwarnsystem vor Ausbrüchen beispielsweise von Ebola und nun Corona. Dadurch soll die Gesundheit von Menschen und Wildtieren in dem Schutzgebiet besser überwacht werden. Neben dem Raubbau kommen Waldbrände in nie gekannten Ausmaßen hinzu. Das zeigt der Blick nach Australien: „Die Buschfeuer waren eine apokalyptische Katastrophe für Mensch und Natur.“ Mit seinem Notfallfonds in Höhe von rund 2 Mio. Euro unterstützt der WWF den Wiederaufbau der Wälder und den Schutz der bestehenden Flächen vor Ort.
Neben den Krisen gebe es aber auch Erfolge: „Seit zehn Jahren setzt sich der WWF für ein Klimaschutzgesetz ein. Seit diesem Jahr sind die deutschen Klimaschutzziele bis 2030 erstmals verbindlich festgeschrieben und ein verlässlicher Rechtsrahmen wurde geschaffen. Ein großer Erfolg.” Nachholbedarf sieht der WWF-Vorstand hingegen beim Klimapaket. Gemeinsam mit fast 360.000 Unterzeichner:innen überreichte der WWF eine Petition an die Regierung. Die Politik solle entschiedener gegen Emissionen vorgehen. „Die Menschheit steht vor den immensen Herausforderung eine wachsende Bevölkerung zu ernähren, die globale Erderhitzung auf unter 1,5 °C zu begrenzen und den Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen und umzukehren. Es ist die Aufgabe der Politik, dafür die notwendigen Weichen zu stellen”, so Brandes. Im Wahljahr fordert der WWF daher, Flächennutzung und Landwirtschaft stärker an ökologischen Kriterien auszurichten. Außerdem müssen die weltweite Entwaldung gestoppt und umweltfreundliche Lieferketten verpflichtend werden.