WWF zur Studie des Thünen-Instituts über die Auswirkungen überregional aktiver Investoren in der Landwirtschaft

Berlin, 28.01.2021: Heute hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zusammen mit dem Thünen-Institut eine Studie zu den Auswirkungen überregional aktiver Investoren in der Landwirtschaft auf ländliche Räume vorgestellt. WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich, der auch Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft ist, sagt dazu:

„Boden ist Spekulationsobjekt. Seit Jahren beobachten wir eine Konzentration von landwirtschaftlichen Flächen in den Händen größerer Investoren. Seit der Einführung der flächengebundenen Direktzahlungen im Rahmen der EU-Subventionen im Jahr 1992 haben sich die Pachtausgaben für Landwirtinnen und Landwirte verdoppelt. Etwa 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden heute gepachtet, Thüringen ist dabei Spitzenreiter mit fast 80 Prozent.

Deutschlands Landwirtschaft braucht Vielfalt bei der Eigentumsstruktur wie sie Vielfalt auf dem Acker braucht. Die Agrarpolitik muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass eine vielfältige Eigentumsstruktur erhalten bleibt, die für Diversität in der Landbewirtschaftung, in der Agrarlandschaft und auch im Angebot landwirtschaftlicher Produkte sorgt.

Wir müssen die pauschalen, an die Fläche gebundenen Direktzahlungen perspektivisch abschaffen. Die anstehende GAP-Förderperiode sollte dazu genutzt werden, Schritte in diese Richtung einzuleiten. Landwirtinnen und Landwirte sollen und wollen für Fördergelder gesellschaftlich relevante Leistungen erbringen: Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten, das Grundwasser schützen, zum Klimaschutz beitragen und für mehr Tierwohl sorgen. All diese Anstrengungen müssen durch ein wirksames Fördersystem angemessen honoriert werden. 80 Prozent der Direktzahlungen gehen an nur 20 Prozent der Betriebe, was den Strukturwandel zementiert.

Viele kleine und mittlere Betriebe halten dem jetzigen System nicht mehr Stand und geben auf. Mit jedem Hof, der verschwindet, verlieren Menschen ihre Einkommensgrundlage und die ländlichen Regionen verarmen. Vielfältige Agrarstrukturen mit einem ausgewogenen Mix aus kleinen, mittleren und großen Betrieben stärken die wirtschaftliche Widerstandskraft des landwirtschaftlichen Sektors, tragen zur Versorgungssicherheit bei, fördern Innovation und bieten gerade jungen Landwirtinnen und Landwirten eine Zukunftsperspektive.

Besonders die Coronakrise und die jüngsten Skandale in einer völlig entkoppelten Fleischindustrie zeigen: wir müssen umso mehr auch auf Regionalisierung setzen und dafür müssen die verbleibenden landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland in ihrer Existenz gestärkt werden. Dafür braucht es den passenden politischen Rahmen, sonst haben kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe keine Zukunft in Deutschland und der EU.“

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin, Berlin