Deutscher Teilnehmer der Segelregatta „Vendée Globe“ kollidiert mit Fischerboot/Grund möglicherweise illegales Handeln der Fischerei

Kurz vor dem Ziel kollidierte er mit einem Fischerboot – der Deutsche Weltumsegler Boris Herrmann verfehlte durch den Unfall nur knapp einen Podiumsplatz bei der Vendée Globe, der härtesten Segelregatta der Welt. Schuld daran ist möglicherweise illegales Handeln der Fischerei. In einem Video, dass der Weltumsegler kurz nach dem Unglück aufnahm, äußert er selbst die Vermutung, dass der Trawler sein AIS-System, mit dem sich ein Schiff orten lässt, ausgeschaltet haben könnte. Dies ist eine verbreitete Praxis, um Kontrollen und Überwachung von Fischereiaktivität zu vermeiden, obwohl das Ausschalten der AIS Transmitter illegal und gefährlich ist. 
 
AIS steht für Automatic Identification System und ist ein weltweit in der Schifffahrt genutztes Anti-Kollisionssystem. Es liefert Daten zur Identifizierung eines Schiffes wie Name, Größe, Position und Geschwindigkeit. Innerhalb der EU ist es verpflichtend für alle Fischereifahrzeuge mit einer Länge von über 15 Metern. „Um Fischereiaktivitäten zu vertuschen, wird dieses System häufig ausgestellt“, sagt Philipp Kanstinger, Fischereiexperte beim WWF Deutschland. „So lassen sich die Aktivitäten auf dem Meer nicht mehr nachvollziehen.  Das führt nicht nur dazu, dass sich die Unfallgefahr auf See erhöht, sondern auch dazu, dass geltende Gesetze auf See umgangen und Überfischung und illegaler Fangpraxis die Tore geöffnet werden. Fische im Meer sind Allgemeingut, es muss transparent sein und kontrolliert werden, wer sich wie daraus bedient”.
Ein ausgestelltes AIS-System sorgte schon 2012 für einen Unfall bei der Vendée Globe. Der Segler Kito de Pavant kollidierte damals vor der portugiesischen Küste mit einem Fischtrawler und musste vorzeitig aus dem Rennen aussteigen.
 
Geahndet wird das Ausstellen des Systems trotz der dadurch entstehenden Gefahr normalerweise nicht. „Die aktuelle Fischerei-Kontrollverordnung der EU ist zu schwach“, so Philipp Kanstinger. „Der WWF fordert seit langem strengere Kontrollen auf See und wirksame Sanktionen. Eine wirkungsvolle Kontrollverordnung ist der Schlüssel, um illegale Fischereiaktivitäten zu stoppen. Dadurch ließe sich nicht nur die Überfischung eindämmen, sondern auch gefährliche Unfälle vermeiden.“ Voraussichtlich im März stimmt das EU-Parlament über die Reform der Fischerei-Kontrollverordnung ab. 

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Britta König

Pressesprecherin, Hamburg