Berlin, 26 02.2021: In sieben Monaten, am 26. September 2021, ist Bundestagswahl. Die Parteien arbeiten mit Hochdruck an den Wahlprogrammen. Die Umweltorganisation WWF Deutschland formuliert in einem heute veröffentlichten Katalog zur Bundestagswahl 2021 politische Forderungen an die Parteien, damit konsequenter Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaften und engagierte Biodiversitätspolitik in den nächsten vier Jahren Hand in Hand gehen. „In den vor uns liegenden Jahren müssen wir unsere Wirtschaft umbauen zu einer nachhaltigen, kreislaufbasierten und kohlenstofffreien Produktionsweise. Davon werden Menschen und Umwelt gleichermaßen profitieren. Deutschland kann das, nun müssen die Parteien auch wollen. Mut und Gestaltungswillen sollten sich daher schon in den Wahlprogrammen wiederfinden, denn den Menschen sind Klima- und Umweltschutz wichtig“, so WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des WWF haben 38,2 Prozent „Natur, Umwelt und Klima“ derzeit unter den drei Themen, die für sie bei der Stimmabgabe entscheidend sind.
Für den WWF gehört ein klares Bekenntnis zu einem deutschen Klimaziel von mindestens 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 in jedes Wahlprogramm. Ebenso sollten die Parteien den Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf 80 Prozent erhöhen wollen. Längst überfällig sei auch ein nationales Rahmenwerk zur Förderung der Kreislaufwirtschaft - immer noch hat Deutschland keine Zielmarken für die Senkung des Verbrauchs von Primärrohstoffen in allen Wirtschaftsbereichen. Mehr Bewegung braucht es auch im Kampf gegen die globale Biodiversitätskrise – und die beginnt laut WWF vor der eigenen Haustür. „Die kommende Bundesregierung muss den Flächenfraß im eigenen Land stoppen und dafür sorgen, dass Naturschutzgebiete ihren Namen wirklich verdienen“, so Christoph Heinrich. Die Biodiversitätskrise und die Klimakrise gehen Hand in Hand und müssen gleichzeitig angegangen werden. Der WWF erwartet daher von jeder neuen Bundesregierung einen entschlossenen politischen Einsatz für ein schlagkräftiges internationales Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt.
Außerdem erwartet die Umweltschutzorganisation von den Parteien, den Abbau aller klima- und umweltschädlichen Subventionen. Öffentliche Kapitalanlagen und die Vergabe öffentlicher Gelder müssen zudem im Einklang mit den zentralen Klimaschutz- und Biodiversitätszielen der EU und den Zielen des Pariser Klimaabkommens stehen, so der WWF.
Erstmals formuliert die Umweltschutzorganisation übergeordnete politische Forderungen: Der WWF befürwortet Änderungen im Grundgesetz, damit Belange des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes stärker berücksichtigt werden. Und der WWF macht sich stark dafür, dass das Wahlalter auf Bundesebene auf 16 Jahre gesenkt wird.
Natur- Umwelt- und Klimaschutz stehen bei den zur Wahl Berechtigten über 18-jährigen hoch im Kurs – 38,2 Prozent haben „Natur, Umwelt und Klima“ aktuell mit unter den drei Themen, die für sie bei der Stimmabgabe zählen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des WWF Deutschland. Insgesamt liegt „Natur, Umwelt und Klima“ gemeinsam mit „Gesundheit und Gesundheitswesen“ auf Platz 3. Ganz oben rangiert „Soziale Gerechtigkeit“ 49,5 Prozent), gefolgt von „Wirtschaft und Arbeit“ (42,3 Prozent). „Dass sich die Sorge um Umwelt- und Klimaschutz in einem von Corona geprägten Umfeld so hoch einordnet, zeigt, dass die Menschen wissen: Wirtschaftliche Stabilität, soziale Sicherheit und Gesundheitsschutz haben in Zukunft nur, wenn wir die Klimakrise ausbremsen und Natur wieder besser schützen“, sagt Christoph Heinrich.
Besonders wichtig ist der Schutz von Natur, Umwelt und Klima durch die künftige Bundesregierung jüngeren Wahlberechtigten. Bei den Altersgruppen 18 bis 29 zählen 44 Prozent „Natur, Umwelt und Klima“ zu den drei wichtigen Themen bei der Stimmabgabe. Bei den 30 bis 39-Jährigen sind es sogar 46,2 Prozent. In den älteren Gruppen sinkt der Wert, bei den Wahlberechtigten Menschen ab 65 Jahren sind es schließlich nur noch 33,9 Prozent.