Mit Stichtag 1. Februar treten in der Tschechischen Republik neue Gesetze zur Haltung von Tigern und anderen Großkatzen in Kraft. Die Naturschutzorganisation WWF begrüßte die Neuregelungen, die u.a. ein Verbot des Streichelns von Großkatzen oder öffentliche Spaziergänge mit Tiger und Co umfassen. Außerdem ist es zukünftig untersagt Jungtiere unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Zugleich kritisierte der WWF die „laschen Vorgaben“ in Deutschland und drängt auf Nachbesserungen eines entsprechenden Verordnungsentwurfs zur Wildtierhaltung in Zirkussen des zuständigen Landwirtschaftsministeriums. EU-weit müsse es zudem stärkeren Kontrollen und Regularien in Sachen Tigerhaltung und -zucht geben. Nur so könne sichergestellt werden, dass Tiger aus Europa nicht im illegalen Handel landen oder deren Knochen nicht eine nach wie vor bestehende Nachfrage in Asien bedienen. 2018 war in Tschechien ein kriminelles Netzwerk aufgedeckt worden, das systematisch Tigerfarmen für den illegalen Export nach Asien betrieb.
„Der WWF fordert ein Verbot des kommerziellen Handels mit Tigern und Tigerteilen in und aus der EU sowie ein rigoroses Ende der Tiger-Haltung in Zirkussen und privater Hand, wenn sich die Kontrolle dort nicht massiv verbessern lässt“, so Dr. Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland. „Wildtiere sind keine Show-Entertainer oder Alleinunterhalter. Leider scheint das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bei Tiger und Co allerdings einen blinden Fleck zu haben.“ Erst Ende 2020 war ein Entwurf zur Neuregelung der Haltung von Wildtieren in Zirkussen vorlegt worden. Dieser Entwurf sieht vor, die Zurschaustellung von beispielsweise Elefanten, Bären oder Primaten zukünftig zu verbieten, nicht jedoch die von Großkatzen, wie Löwen und Tigern. Das sei, so der WWF, eine schwerwiegende und nicht nachzuvollziehende Lücke.
Die Nachfrage nach Tigerteilen und -produkten ist eine der größten Bedrohungen für die schätzungsweise 3.900 Tiger, die noch in freier Wildbahn leben. „Es gibt mehr Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn, und die Teile und Produkte von diesen Zucht-Tigern, die in den illegalen Wildtierhandel gelangen, erschweren nicht nur die Trockenlegung des Schmuggels und Konsums, sondern legitimieren auch die Verwendung von Tigerteilen und -produkten und können die Marktnachfrage anregen“, so Köhncke.
Die Gesetzesänderungen in Tschechien sind derweil nur ein erster Schritt: Ab 1. Januar 2022 ist die „Verbringung von Großkatzen“ ins Ausland untersagt. Ausnahme bildet die kontrollierte und wissenschaftliche Zucht in lizenzierten Zoos. Verboten ist dann auch die Verwendung von Wildtieren, einschließlich Tigern, zu Unterhaltungszwecken, etwa in Zirkussen.
Hintergrund: WWF und TRAFFIC haben im September 2020 den Bericht „Falling through the system: Die Rolle der in der Europäischen Union in Gefangenschaft gehaltenen Tigerpopulation im Handel mit Tigern“ veröffentlicht. Der Report deckt auf, dass die Gesetzgebung der EU und der Mitgliedsstaaten nicht garantieren kann, dass Tiger und Tigerteile nicht in den illegalen Wildtierhandel gelangen.