In Mecklenburg-Vorpommern startet das bundesweit erste Pilot-Projekt zur Bergung von Geisternetzen, das mit von einem Küstenbundesland verwalteten Fischereigeldern finanziert wird. Minister Till Backhaus übergibt heute den Zuwendungsbescheid an Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros. Der WWF wird zwei Jahre lang die Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen mit eigens entwickelter Methode federführend durchführen und dabei mit Fischern und Behörden eng zusammenarbeiten. Erstmals werden dabei auch Kapazitäten der Behörden genutzt, indem z.B. ein landeseigenes Schiff zur Bergung eingesetzt wird. Die Umweltschützer loben die Initiative aus Mecklenburg-Vorpommern als richtungsweisend:
„Geisternetzbergung vor unseren Küsten muss zur staatlichen Aufgabe werden. Mit diesem Projekt schafft Mecklenburg-Vorpommern als Pionier unter den Küstenbundesländern die Grundlagen dafür und übernimmt Verantwortung für den gefährlichen Plastikmüll aus alten Netzen“, sagt Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros. Seit 2013 hat der WWF Such- und Bergungsmethoden erforscht und insgesamt 18 Tonnen Geisternetze aus der deutschen Ostsee geborgen. Dafür hat der WWF bisher über 1,5 Millionen in die Entwicklung und Erprobung investiert. „Es ist an der Zeit, dass die erprobten Lösungswege in die Zuständigkeit der Behörden übergehen. Unser Ziel ist, dass das Land künftig die Such- und Bergungseinsätze in Zusammenarbeit mit den Fischereien selbst durchführt. Wir hoffen, dass die anderen Küstenbundesländer nachziehen und sich bei Suche und Bergung von Geisternetzen in ihren Gewässern engagieren“.
Das Pilotprojekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird von der Fischereiaufsicht des Landes Mecklenburg-Vorpommern inhaltlich begleitet und unterstützt. Dabei soll die Sonarsuche und Netzbergung in zwei bis drei verschiedenen Fischereigebieten erprobt werden. Am Anfang des Projektes stehen Workshops mit regionalen Fischereien etwa aus Greifswald, Hiddensee oder der Wismarer Bucht. Auch die fachgerechte Entsorgung der Netze – bisher eine Schwachstelle – ist Teil des Projektes.
Als Geisternetze bezeichnet man herrenlose Fischernetze, die teils jahrzehntelang im Wasser treiben können oder am Meeresboden liegen. Sie bestehen aus Kunststoff und machen etwa 30 – 50 Prozent des Plastikmülls in den Meeren aus. Oft werden die herrenlosen Netze zur tödlichen Falle für Seevögel, Fische oder Meeressäuger. Nur indem Geisternetze aus dem Wasser entfernt werden, lässt sich verhindern, dass sie mit der Zeit zu Mikroplastik zerfasern, und sich so Kunststoffe in der Nahrungskette anreichern.
Nach sieben Jahren der Methodenentwicklung erzielt der WWF nun sehr gute Ergebnisse, indem der Meeresboden systematisch mit Schallwellen nach Netzen abgesucht wird. Nach Auswertung der Daten werden die Fundpositionen von Tauchern kontrolliert und später gezielt abgeborgen. Auf diese Weise verläuft das Aufspüren und Bergen der alten Netze schonend für die Meeresumwelt.