Berlin, 24.02.2021: Der deutsche Wald ist krank: Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen, noch nie sind so viele der überwachten Bäume abgestorben wie 2020. Das geht aus dem BMEL-Waldbericht hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner heute vorgestellt hat. Die Naturschutzorganisation WWF nennt das vernichtende Ergebnis des Berichts ein „hausgemachtes Problem“. Dr. Susanne Winter Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland kommentiert: „Seit Jahrzehnten wird der Wald primär als Holzlieferant genutzt, dadurch ist seine natürliche Widerstandskraft geschwächt. Das rächt sich jetzt. Wasserknappheit und Wetterextreme werden durch die Erderhitzung bei uns zum Dauerproblem und so steht der deutsche Wald kurz vorm Klimakollaps. Der Waldzustandsbericht zeigt: Mit ihrer fehlgerichteten Waldpolitik fährt das Bundeslandwirtschaftsministerium den Wald gegen die Wand. Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel hin zu naturnahen Wäldern.“ Um den Richtungswechsel in der Forstpolitik einzuleiten, fordert der WWF eine Renaturierungsstrategie für den Wald in Deutschland.
„Die klimaresistenteren Wälder von morgen sind naturnahe Laubwälder“, sagt Winter. Naturnahe Wälder überstehen Dürreperioden besser, da sie mit weniger Regen auskommen. Denn mit einem Umbau von Nadelwäldern in naturnahe Laubmischwälder kann der Grundwasserspiegel angehoben werden. Laubbäume sorgen im Sommer außerdem mit ihrem dichten Laubdach für ein kühleres Waldklima. Das beugt auch Trockenheit und Waldbränden vor. Auch Totholz ist Teil der Gesundungskur. Es nimmt bei Regen Feuchtigkeit wie ein Schwamm auf und gibt es bei Trockenheit nach und nach wieder ab. Dies kühlt zusätzlich. Entwässerungsgräben müssen für einen naturnahen Wald zurückgebaut werden, so der WWF. Winter sagt: „Entwässerungsgräben sind ein Symbol für den Irrsinn des derzeitigen Waldmanagements, da sie dem sowieso schon zu trockenen Wald weiter Wasser entziehen. Sie müssen zurückgebaut werden, um den Grundwasserspiegel zu erhöhen und die natürlicheren Wasserkreisläufe wiederzubeleben. Die Bundesregierung sollte noch in dieser Legislaturperiode Vorschläge machen, wie Waldeigentümer in Deutschland bei der Renaturierung ihrer Wälder zielgerichtet unterstützt werden können.“
Hintergrund: Waldsterben in Deutschland
Laut dem Waldzustandsbericht sind vier von fünf Bäumen geschädigt. Besonders die giftige Kombination aus Stoffeinträgen aus der Landwirtschaft, ein waldschädliches Wildtiermanagement, Wetterextreme und eine zu intensive Forstwirtschaft machen den Wald krank.