Berlin, 01.02.2021: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Ramsar-Konvention, dem Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten, fordert der WWF einen besseren Schutz von Feuchtbiotopen. Feuchtgebiete wie Flüsse, Seen und Moore seien akut bedroht, so die Umweltorganisation. Die Fläche an Feuchtgebieten ist seit 1900 weltweit um 70 Prozent zurückgegangen. Parallel dazu sanken laut einer WWF-Studie die überwachten Bestände von Süßwasserarten um durchschnittlich 84 Prozent. Grund sind unter anderem menschliche Einwirkungen wie die Trockenlegung von Mooren und Begradigung von Flüssen. WWF-Süßwasserexpertin Theresa Schiller kommentiert: „Die düsteren Zahlen vermiesen jegliche Feierlaune zum 50. Jahrestag des Abkommens. Intakte Feuchtgebiete sind existenziell für Mensch, Natur und Klimaschutz. Sie versorgen uns mit sauberem Wasser, sind wichtiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Kürzlich haben die Vereinten Nationen die Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen. Das muss die Bundesregierung zum Anlass nehmen sich verstärkt für die Renaturierung zerstörter Feuchtgebiete einzusetzen – national wie international.“
In Deutschland weisen weniger als 10 Prozent der Flüsse, Seen und Feuchtgebiete einen guten ökologischen Zustand auf. Dabei schreibt die EU-Wasserrahmenrichtlinie seit 2000 vor, dass die Mitgliedsstaaten ihre Gewässer in einen guten ökologischen Zustand bringen sollen. Auch die EU-Biodiversitätsstrategie zielt auf den besseren Schutz von Fließgewässern. Sie fordert EU-weit mindestens 25.000 Flusskilometer von Barrieren zu befreien. Schiller sagt: „Die Bundesregierung muss die Gesetze zum Schutz der Flüsse ernst nehmen. So muss die Wasserrahmenrichtlinie auf nationaler Ebene umgesetzt werden, damit die Ziele der Richtline bis spätestens 2027 erreicht werden. Statt Wasserkraft zu fördern, sollte sich die Bundesregierung dazu ein Beispiel an Schweden nehmen. Dort wurde ein nationaler Fördertopf geschaffen, um Wasserkraftanlagen und Querbauwerke zurückzubauen.“
Besonders Moore sind von existentieller Bedeutung für Klimaschutz und Artenvielfalt. Weltweit bedecken sie zwar nur etwa 400 Millionen Hektar, speichern aber rund ein Drittel des weltweit im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. In Deutschland wurden jedoch 99 Prozent aller Moore entwässert, damit gingen wichtige Kohlenstoffspeicher verloren. Außerdem wurden Lebensräume von hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie Libellenarten und Tagfaltern zerstört. Die schlechte Lage der Moore könne sich durch die EU-Biodiversitätsstrategie verbessern, so Schiller. Dort sind konkrete Ziele zur Wiederherstellung von gesunden Ökosysteme vorgesehen. Schiller kommentiert: „Wir haben jahrzehntelang unsere Natur zerstört und haben hier Einiges wieder gut zu machen. Dazu gehört es auch Moore wiederzuvernässen. Allein in Deutschland könnten wir damit bis zu 35 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen. Das zeigt: Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, sollten wir dazu auch die Natur nutzen und intakte Moore erhalten und trockengelegte Moore wiedervernässen.“
Hintergrund: Ramsar-Konvention
Das internationale Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten ist das älteste globale Naturschutzabkommen. Es wurde am 2.2.1971 im iranischen Ramsar unterzeichnet. Das Übereinkommen dient der Erhaltung dieser wichtigen Ökosysteme und damit auch dem umfassenden Schutz des Lebensraums zahlreicher Vogel- und Fischarten.