Weltklimarat veröffentlicht neuen Bericht/WWF: Bundestagswahl muss Klimawahl werden

Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen gehen Hand in Hand mit zunehmender Erderhitzung. Das geht aus der neuen Veröffentlichung des Weltklimarats IPCC von diesem Montag hervor. Es handelt sich dabei um den ersten Teil des sechsten Sachstandberichts, der im kommenden Jahr in seiner Gänze veröffentlicht wird.

„Wie oft wollen wir in Zukunft Dürren wie in Madagaskar erleben? Oder Hochwasserkatastrophen wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz? Menschenleben verlieren? Existenzen? Die Klimakrise trifft uns alle. Lauter als im neuen Bericht des Weltklimarats kann die Wissenschaft nicht mehr warnen. Wir müssen dringend handeln, ein weiteres Zögern werden wir uns selbst nicht mehr verzeihen können – ganz zu schweigen von unseren Kindern“, sagt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.

Der Bericht zeigt unter anderem, dass die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre aktuell höher ist als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den letzten 800.000 Jahren – mindestens. Die Oberflächentemperatur ist so schnell angestiegen wie nie zuvor in den vergangenen 2000 Jahren – mindestens. Und der Meeresspiegel ist im vergangenen Jahrhundert schneller angestiegen als in den 3000 Jahren zuvor – mindestens.

„Wenn wir der Erderhitzung nicht entschlossen entgegentreten, gibt es auf der Welt nichts Törichteres als den Menschen, der sich seiner eigenen Lebensgrundlagen beraubt. Die Bundestagswahl im September muss daher eine Wahl für den Schutz unseres Klimas, der Biodiversität und somit letztlich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sein. Noch haben wir es in der Hand, noch können wir Schlimmes verhindern. Aber eins steht fest: Wir müssen schnell handeln“, so Heinrich.

Der IPCC-Bericht führt klar vor Augen, dass wir mit jedem halben Grad Temperaturanstieg mit signifikant mehr Extremen rechnen müssen. Dem Großteil der Szenarien zufolge könnte das 1,5-Grad-Limit schon in den 2030ern gerissen werden. Mit höheren Emissionen können außerdem natürliche Senken wie Wälder und Meere die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre weniger effektiv abfedern, was die Klimakrise weiter anfeuert. Jedes Zehntelgrad, um das wir die Erderhitzung vermindern können, macht große Unterschiede.

„Deutschland hat in den vergangenen Jahren beim Klimaschutz versagt. Eine der wichtigsten Säulen für den nachhaltigen Umbau unserer Wirtschaft – der Ausbau sauberer Energie aus Wind und Sonne – wurde gezielt klein gehalten. Dabei werden die Erneuerbaren zum entscheidenden Standortfaktor, jeder Sektor ist auf sie angewiesen.  Die jetzige Regierung hat strategisches Unvermögen im Kampf gegen Klimakrise und Wirtschaftsabschwung gezeigt“, so Heinrich. „Die nächste Regierung wird es richten müssen unter anderem mit einem massiven Ausbau der Wind- und Solarenergie, dem Abbau umweltschädlicher Subventionen und höheren Treibhausgasminderungen bis 2030. Wer künftig diesem Land als Kanzler:in vorstehen will, muss sich klar hinter umfassende Klimaschutzmaßnahmen stellen: Insbesondere bei Armin Laschet vermissen wir das bislang.“

Über den Bericht

Der nun veröffentlichte Band stammt von der sogenannten Working Group I des IPCC, die die die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels sammelt und bewertet (also u.a. Temperaturanstieg, Extremwetterereignisse und ihr Zusammenhang mit der Klimakrise). Die Themen Anpassung und Verwundbarkeit sowie Minderung werden in den Teilberichten der Working Groups II und III behandelt, die Anfang 2022 veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung des kompletten Syntheseberichts – Sachstandsbericht 6 – ist für Herbst 2022 vorgesehen. Die Working Groups werten für ihre Berichte die aktuelle Forschungslage aus, dafür arbeiten hunderte renommierte Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt zusammen.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher, Berlin

Lea Vranicar

Pressesprecherin, Berlin