Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hat am Mittwoch den Erntebericht 2021 veröffentlicht. Johann Rathke, Koordinator für Agrar- und Landnutzungspolitik bei WWF Deutschland, kommentiert:
„Der Erntebericht 2021 zeigt, wie dramatisch die deutsche Landwirtschaft von der Klimakrise bereits heute betroffen ist. Waren es in den vergangenen Jahren Dürre und Trockenheit, haben 2021 andere Witterungsextreme wie etwa Starkregenereignisse zu Schäden in der Landwirtschaft geführt. Die Häufung solcher Ereignisse nimmt seit Jahren zu. Die Klimakrise verschärft die Agrarkrise, die durch einen dramatischen Artenverlust, kontinuierlichem Höfesterben, belastetem Grundwasser oder Tierschutzproblemen ohnehin angespannt ist.
Der Ernteberichte 2021 macht daher auch deutlich, dass die deutsche Agrarpolitik der vergangenen Jahre zu inkonsequent war und dringend neu ausgerichtet werden muss. Besonders die Reform des 380 Mrd. Euro schweren EU-Förderinstruments der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bot die seltene Chance, die Rahmenbedingung der Landwirtschaft mittel- und langfristig deutlich zu verbessern. Bundesministerin Klöckner hat es verpasst, Klima- und Artenschutz zu einem integralen Bestandteil der Landwirtschaft zu machen. Stattdessen wurden Landwirtinnen und Landwirte vertröstet und ein „weiter so“ vorgegaukelt. Damit steigt der Handlungsdruck auch für die nächste Bundesregierung. Denn die Herausforderungen nehmen zu und erfordern immer konsequentere und schnellere Maßnahmen, die letztlich den Druck auf die Landwirtinnen und Landwirte noch weiter erhöhen. Eine für Umwelt, Klima und Landwirtschaft sinnvolle Politik findet immer noch nicht statt, Planungssicherheit für Landwirtinnen und Landwirte wurde nicht hergestellt.
Auch die für den 25.08.2021 vorgesehene Vorlage der Ackerbaustrategie des BMEL unterstreicht, dass es Ministerin Julia Klöckner mehr um Symbolpolitik geht als ressortübergreifend eine einheitliche Strategie der gesamten Bundesregierung zu erarbeiten, wie es eigentlich im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Dieses Vorgehen widerspricht auch dem Ansatz und Ergebnis der Zukunftskommission Landwirtschaft, dass die Herausforderungen innerhalb der Landwirtschaft nur gemeinsam bewältigt werden können.“