Heute ging die 39. Jahrestagung der Kommission zum Schutz der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) zu Ende – mit enttäuschenden Ergebnissen für das antarktische Weddellmeer. Die seit Jahren erhoffte Ausweisung eines Meeresschutzgebietes blieb wie in den Jahren zuvor aus. „Erneut ist es nicht gelungen, das seit 2016 diskutierte Schutzgebiet im antarktischen Weddellmeer auszuweisen. Die CAMLR-Kommission hat damit eine weitere Chance vertan, eine der letzten fast unberührten Regionen des Ozeans unter besonderen Schutz zu stellen“, kritisiert Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF. „Die Bundesregierung muss endlich auf höchster politischer Ebene aktiv werden, um die notwendige Unterstützung aller CCAMLR-Mitgliedstaaten einzuholen. Angesichts des Klimawandels und der Biodiversitätskrise ist für die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten im Südpolarmeer ein effektiver Schutz unabdingbar.“
Die Konferenz fand in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie virtuell und mit begrenzter Sitzungsdauer statt. Diese außergewöhnlichen Umstände erschwerten die Entscheidungsprozesse bei zentralen Themen wie Schutzgebietsausweisungen und der Klimakrise. Seit 2016 liegt der von Deutschland erarbeitete Vorschlag für das Schutzgebiet im Südpolarmeer nördlich der Antarktis vor. Es würde das größte Meeresschutzgebiet der Welt werden und die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten des Weddellmeers unter effektiven Schutz stellen. Doch nun ist auch diese Verhandlungsrunde gescheitert, vor allem aufgrund der weiterhin fehlenden Unterstützung durch Russland und China.
„Uns läuft die Zeit davon. Das Mandat der CCAMLR besteht darin, die Meeresressourcen rund um die Antarktis zu erhalten und sie vor Schaden zu bewahren. Dieser Verantwortung müssen die Mitgliedstaaten endlich nachkommen“, so Tim Packeiser.
Der WWF fordert die CCAMLR-Staaten auf, auch in diesen schwierigen Zeiten weiter zusammenzuarbeiten. Von dieser Sitzung bleibt zumindest als Zeichen des guten Willens der gemeinsame Aufruf einiger CCAMLR-Staaten, darunter auch Deutschland, die Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Jahr 2021 als ein zentrales Thema zu setzen.
Hintergrund
Der von der Bundesregierung initiierte und von deutschen Ministerien, Fachbehörden und wissenschaftlichen Einrichtungen erarbeitete Fachvorschlag zur Ausweisung eines Meeresschutzgebietes im Weddellmeer („Weddell Sea Marine Protected Area/WSMPA“) wurde 2016 von der Europäischen Union erstmalig bei der CAMLR-Kommission vorgelegt.
Der WWF Deutschland hat die Ausarbeitung des Fachvorschlags im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) fach-wissenschaftlich unterstützt. Seit Jahren arbeitet das weltweite WWF-Netzwerk daran, ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten rund um die Antarktis einzurichten, welches die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten des Südpolarmeeres unter besonderen und nachhaltigen Schutz stellt.
Der Schutz des Südpolarmeeres, einschließlich des Weddellmeeres, liegt insbesondere in der Verantwortung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources/CCAMLR).
Die Kommission ist zuständig für das Management der Fischerei sowie für die Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer. Derzeit hat CCAMLR 25 Vertragsparteien – 24 Staaten (einschließlich Deutschland) sowie die Europäische Union (EU). Beschlüsse über Schutzgebiete müssen einstimmig angenommen werden.