Historischer Höchststand von 8.106 Bränden im September / WWF: höchste Zeit für ein entwaldungsfreies Lieferkettengesetz

Im größten Feuchtgebiet der Erde, dem Pantanal in Südamerika, brennt es seit Beginn der Aufzeichnung 1998 so heftig wie noch nie. Laut dem Nationalen Institut für Weltraumforschung Inpe entfachten im September 8.106 Feuer. Das übertrifft den bisherigen Rekord von 5.993 im August 2005 um 35 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr 2019 haben sich die Brände verdreifacht.

Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland sagt dazu: „Diese Tragödie hat sich vor dem Hintergrund der hohen Temperaturen, der Dürre, der Entwaldung und der naturschutzfeindlichen Politik der brasilianischen Regierung bereits angekündigt. Damit es nächstes Jahr nicht noch mehr Feuer werden, fordern wir von der EU sowie von Deutschland, ein wirkungsvolles entwaldungsfreies Lieferkettengesetz.“ Außerdem dürfe das EU-Mercosur-Abkommen nicht ohne einklagbare Umwelt- und Sozialstandards in Kraft treten. Die Abstimmung im EU-Parlament am vergangenen Mittwoch, die mehrheitlich eine Nachverhandlung des Abkommens in Hinblick auf diese Standards fordert, begrüßt der WWF daher ausdrücklich. Zudem müssen deutsche Unternehmen ihre Soja-, Fleisch- und Lederlieferketten als Mindeststandard entwaldungsfrei umstellen.

Die Flammen im Pantanal haben seit Anfang des Jahres rund 3,4 Millionen Hektar verwüstet, eine Fläche so groß wie Baden-Württemberg. Somit sind 23 Prozent des gesamten Feuchtgebietes verbrannt.Die Feuer begannen dieses Jahr bereits im März und damit ungefähr vier Wochen früher als normalerweise mit Beginn der Trockenheit Ende April. Ausschließlich im Pantanal vorkommende Tier- und Pflanzenarten könnten nun für immer verschwunden sein.

Ähnlich tragisch ist die Lage in den Schutzgebieten und Indigenen Territorien in Brasilien. Von Januar bis September brachen hier 23.920 Brände aus, davon 13.801 in Schutzgebieten und 10.119 in indigenen Territorien.

„Erst mit dem Wiederkehren des Regens voraussichtlich im Dezember können wir aufatmen. Wir hängen hier von der Natur ab. Denn die Regierung bekämpft die Feuerherde nicht wirklich.“, so Maldonado weiter.

Hintergrund: Aufgrund seiner globalen ökologischen Bedeutung wurden kleine Teile des Pantanal in Brasilien im Jahr 2000 zum Weltnaturerbe erklärt, denn eine Vielzahl von Tieren und Pflanzenarten ist ausschließlich in dem Feuchtgebiet zwischen Bolivien, Paraguay und Brasilien beheimatet. Das Pantanal zählt zu den artenreichsten Gebieten des Planeten und ist die Heimat von seltenen Arten wie Jaguaren, Tapiren oder Hyazinth-Aras.

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Leona Specht

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