128 Wolfsrudel in Deutschland: WWF fordert Herdenschutzzentrum./ „Weidetierhaltern den Rücken stärken.“

Berlin, 30.10.20: Aktuell sind in Deutschland 128 Wolfrudel sowie 35 Paare und einige sesshafte Einzeltiere bestätigt. Das geht aus einer Erhebung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Hierzu erklärt Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere beim WWF Deutschland:

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist eine Bereicherung für unsere heimische Artenvielfalt – und zugleich eine Herausforderung. Leider gibt es auch zwanzig Jahre nach dem ersten, wieder in Deutschland geborenen Wolfswelpen noch immer Schein-Debatten um No-Go-Areas für Wölfe und Obergrenzen. Diese täuschen über die wahren Probleme hinweg. Immer wieder gibt es Zwischenrufe aus der Politik, die statt konstruktiven Lösungen puren Wolfs-Populismus zur Schau stellen. Das geht nicht nur zulasten des Wolfes, sondern auch zulasten von Schäfern und anderen Weidetierhaltern.

Es braucht endlich ein nationales Herdenschutzzentrum, das die Erfahrungen und Erkenntnisse aus Deutschland und Europa zum Herdenschutz bündelt und die Entwicklung neuer Lösungen vorantreibt. 

Darüber hinaus hat die Europäische Kommission bereits vor zwei Jahren entschieden, dass Herdenschutzmaßnahmen zur Vermeidung von Übergriffen durch Wölfe auf Weidetiere zu 100 Prozent durch die Mitgliedstaaten finanziert werden dürfen, ohne dass dies als unzulässige Beihilfe gilt. Alle Bundesländer müssen diese Chance nun zügig umsetzen und Tierhaltern nicht nur die Anschaffung, sondern auch den Unterhalt von Herdenschutzmaßnahmen finanzieren Wenn Politik die Interessen von Weidetierhalter gegen den Artenschutz ausspielt, will man möglicherweise nur darüber hinwegtäuschen, dass man nicht willens ist, die finanziellen Rahmenbedingungen zu schaffen, die es braucht, um den Schäfern und Nutztierhaltern endlich den Rücken zu stärken – nicht nur bei der Frage des Wolfes, sondern auch darüber hinaus. Wir brauchen umfängliche Prävention, Beratungsangebote für betroffene Nutzergruppen und eine schnelle, unbürokratische Kompensation von Wolfsübergriffen auf Weidetiere.“

Hintergrund

Früher lebte der Wolf ganz selbstverständlich in unseren Wäldern. Dann wurde er durch den Menschen ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 kehrt der Wolf jedoch als natürlicher Bewohner und wichtiger Teil unseres Ökosystems zurück. Seine Rückkehr ist ein großer Erfolg für den Artenschutz, bedeutet aber auch eine Herausforderung, zum Beispiel für Landwirte und Nutztierhalter. Um das Zusammenleben mit großen Beutegreifern durch Kommunikation, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen zu verbessern hat der WWF das Projekt „Euro Large Carnivores“ mit 16 Partnerorganisationen in ganz Europa ins Leben gerufen: www.eurolargecarnivores.eu  

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin