WWF-Bericht: Über eine Million Schildkröten, Meeressäuger und Seevögel sterben jedes Jahr durch Fischerei / Kameras an Bord helfen, Meere besser zu schützen

Die Fischerei ist eine der größten Bedrohungen für unsere Meere. Über eine Million Meeresschildkröten, Robben, Wale, Delfine und Seevögel werden jedes Jahr als Beifang in den Netzen und Leinen der weltweiten kommerziellen Fischerei getötet. Darunter sind viele Arten, die vom Aussterben bedroht sind, wie beispielsweise der Schweinswal in der Ostsee. Ein neuer WWF-Bericht zeigt, dass der Einsatz von Kameras an Bord von Fangschiffen eine effektive Kontrolle und Dokumentation der Fänge sicherstellen kann. So würden die Meere geschützt und gleichzeitig das Fischereimanagement durch eine optimierte Datenlage deutlich verbessert.

Laut Bericht sterben jedes Jahr mindestens 720.000 Seevögel, 345.000 Robben und Seelöwen, 300.000 Wale und Delfine, sowie über 250.000 Meeresschildkröten als Beifang durch die Fischerei. Hinzu kommen mehrere Millionen Haie, die gewollt und ungewollt mitgefangen werden. Viele dieser Arten sind vom Aussterben bedroht. Der Bericht zeigt, dass der Beifang, also der unbeabsichtigte Fang von Meerestieren durch die kommerzielle Fischerei, durch Kameras an Bord besser kontrolliert und so durch verbessertes Management reduziert werden kann.

Der WWF fordert deshalb die Einführung der elektronischen Fernüberwachung mit Kameras (REM – remote electronic monitoring), um die Überwachung und Dokumentation der Fänge und die Rechenschaftspflicht in allen Fischereien zu verbessern. „Wir müssen wissen, was auf See passiert. Die weltweite Artenvielfalt befindet sich im freien Fall und die Fischerei ist zum jetzigen Zeitpunkt die größte Bedrohung für die Biodiversität im Meer. Der Einsatz von unselektiven Fanggeräten, unerwünschter Beifang, sowie legale und illegale Rückwürfe bedrohen die biologische Vielfalt der Meere. Derzeit gibt es weder ausreichende noch tatsächlich wirksame Kontrollen, um die Fänge unabhängig zu überprüfen. So geht das Sterben ungebremst weiter“, sagt Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland.

Der Einsatz von REM hat viele Vorteile. Dazu gehört die kostensparende Datenerfassung, die erheblich dazu beitragen kann, die Fischerei nachhaltiger zu machen und die Einhaltung der Rechtsvorschriften zu verbessern. REM unterstützt auch Fischereibeobachter:innen auf See, da sie so sicherer arbeiten können. Am Ende profitieren auch Verbraucher:innen, die sichergehen können, dass Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigen Quellen stammen. „Jedes Jahr werden hunderte toter Delfine an der Westküste Frankreichs angespült, die Verletzungen durch Fischernetze aufweisen. Und in der Ostsee verenden die letzten Schweinswale als Beifang“, so Nemecky. „Wir können die Bestände stark gefährdeter Arten von Walen, Haien, Rochen und Meeresschildkröten nur erhalten, wenn wirksame Methoden der Fischerei dabei helfen, Beifang zu vermeiden. Der Einsatz von Kameras ermöglicht, die Ausmaße des Beifangs vernünftig zu messen, weitere wirksame Maßnahmen zum Schutz der Tiere zu entwickeln und ihren Einsatz zu überwachen. Das gilt im Übrigen auch für gefährdete Fischbestände wie beispielsweise den Dorsch in der Ostsee. Die EU hat jetzt mit der Reform der Kontrollverordnung die Chance, dies zu ermöglichen“.

Der WWF fordert die Bundesregierung auf, sich nachdrücklich für die Einführung der elektronischen Fernüberwachung mit Kameras (REM) auf Fangschiffen im Rahmen der derzeit laufenden Reform der Fischerei-Kontrollverordnung einzusetzen, um die Rechenschaftspflicht in allen Fischereien zu verbessern und das dringende Problem unerwünschten Beifangs in unseren Ozeanen anzugehen.

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin, Hamburg